Der Lieferantenkredit gilt als beliebte Finanzierungsform. Statistiken belegen immer wieder, dass Unternehmen die Ihnen angebotenen Zahlungsfristen voll ausreizen und teilweise sogar überschreiten – in anderen Ländern noch eher als in Deutschland, wo zumindest die meisten das gesetzlich verbindliche Zahlungsziel von 30 Tagen einhalten. Aber was kostet es die Unternehmen tatsächlich, diesen Lieferantenkredit wahrzunehmen? Und was kostet es diejenigen, die den Lieferantenkredit Ihren Abnehmern anbieten?
Wir rechnen vor – und zeigen Alternativen.
Für Sie als Abnehmer
Würden Sie freiwillig 24 Prozent Zinsen für einen Kredit bezahlen? Oder sogar noch mehr? Natürlich nicht. Sind Sie sicher? Vielleicht tun Sie es längst, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Sondern einfach, weil Sie einen Lieferantenkredit nutzen. Denn die Frist, die Sie zur Zahlung der Rechnung eingeräumt bekommen, erhalten Sie nicht zum Nulltarif.
Das Zahlungsziel ist neben Rabatten oder Remissionsrechten eines der Faktoren, die Lieferant und Abnehmer miteinander vereinbaren. Größere Unternehmen unterhalten ganze Einkaufsabteilungen, um bei günstigsten Einkaufspreisen gleichzeitig die besten Kreditkonditionen auszuhandeln.
Verzichtet ein Unternehmen auf Gewährung eines Lieferantenkredits, wird es aber viel Geld sparen. Denn selbst kleinen Unternehmen räumt man bei Zahlung innerhalb einer bestimmten, kürzer als üblichen Frist in aller Regel ein Skonto von 2 bis 3 Prozent ein. Bei einem Betrieb mit einem durchschnittlichen Materialeinsatz von 50.000 Euro monatlich summiert sich die Skontosumme schnell auf einen fünfstelligen Betrag pro Jahr. Ein Betrag, der – wenn er liegengelassen wird – durchaus als Kostenpunkt betrachtet werden sollte.
Skontozahlung lohnt sich fast immer
Wer diese Goldgrube aber heben will, muss natürlich so liquide sein, dass er Rechnungen umgehend und ohne Aufschub begleichen kann. Oder aber auf Alternativen wie etwa einen Kontokorrentkredit seiner Bank zurückgreifen – denn selbst dieser ist in vielen Fällen günstiger als ein nicht gezogener Skontoertrag.
Rechnen Sie den Lieferantenkredit doch in eine Effektivverzinsung um:
2% Skonto für 30 Tage = 24 % Jahreszins
3% Skonto für 30 Tage = 36 % Jahreszins
Beide Beispiele beweisen auf einen Blick, wie hoch Ihre Kosten tatsächlich sind.
Für Sie als Lieferant
Stehen Sie auf der anderen Seite und wollen Ihren Abnehmern attraktive Zahlungsziele bieten? Den möglichen Rahmen dafür gibt die Zahlungrichtlinie vor, mit der die EU schon vor längerer Zeit Zahlungszielen von mehr als 30 Tagen den Kampf angesagt hatte. Und langsam wirkt sich das Gesetz auch aus: Die Volkswagen AG kündigte beispielsweise 2017 an, ihre Zahlungsziele grundsätzlich auf 30 Tage reduzieren zu wollen. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Bewegung. In den Niederlanden ist es Großunternehmen inzwischen untersagt, gegenüber „kleinen Lieferanten“ Zahlungsziele von 60 Tagen oder mehr vereinbaren. Unsere Nachbarn vergaßen dabei nicht, die genaue Definition von „groß“, „mittel“ oder „klein“ im Gesetzbuch zu verankern.
Hersteller oder Großhändler, die selbst Lieferantenkredite gewähren wollen, sollten zudem stets das damit für ihren Betrieb einhergehende unternehmerische Risiko kalkulieren. Die Gefahr eines Zahlungsausfalles ist durch eine Insolvenz des Kunden immer latent vorhanden. Bei Abnehmern innerhalb Deutschlands greift immerhin ein (kleines) Sicherheitsnetz, der einfache Eigentumsvorbehalt. Das deutsche Recht sieht dabei das Abstraktionsprinzip vor: Die Ware gehört schlichtweg Ihnen, solange der Kunde sie nicht bezahlt hat. Dennoch bringt der Eigentumsvorbehalt leider nur eine sehr begrenzte Sicherheit mit sich – lesen Sie dazu auch diesen Artikel. Auf den Punkt gebracht: Trotz gesetzlicher Absicherung bleibt Ihr Risiko bestehen.
Was hilft nun? In jedem Fall: Wissen. Die Bonität Ihres Kunden sollten Sie kennen – immer und immer nach aktuellem Stand. Wirtschaftsauskünfte (link) helfen Ihnen, Ihren Kunden kennenzulernen. Aus neutraler Hand erhalten Sie sowohl Informationen zu dessen Bonität, erfahren aber auch Details über Größe und Struktur – und mögliche Potenziale, gemeinsam mit Ihren Kunden weiter zu wachsen. Eine Warenkreditversicherung unterstützt Sie dabei, die Bonität Ihrer Kunden fortlaufend zu überwachen sowie Schäden zu vermeiden oder zu reduzieren. Sollte es doch zu einem Zahlungsausfall kommen, entschädigt die Versicherung diesen. Somit ist die Kreditversicherung ein effektives Mittel, um Lieferantenkredite abzusichern und Forderungsausfälle zu vermeiden.
Achten Sie unbedingt auch darauf, sich nicht selbst der Liquidität zu berauben, nur weil Sie Ihren Kunden attraktive Zahlungsziele einräumen wollen. Sie benötigen für Ihren Einkauf und Ihr Wirtschaften ja ebenfalls flüssige Mittel. Das Verhältnis zwischen Wareneinkauf und Kundenzahlungszielen sollte im Idealfall ausgewogen sein – auch wenn das leider häufig nicht darstellbar ist.
Damit Sie stets über genügend Liquidität verfügen, sollten Sie sich in erster Linie von Ihrer Hausbank unabhängig(er) machen. Eine zweite Bankenlinie oder eine Factoringlösung – also der Verkauf und die Finanzierung Ihrer Forderungen – sind gleich zwei probate Mittel, die sich dazu einsetzen lassen. Factoringlösungen gibt es für alle Unternehmensgrößen, ab 150.000€ factoringfähigen Umsatzes bieten verschiedene Gesellschaften ihre Dienstleistungen an. Auch im Baubereich, bei Forderungen gegenüber Privatkunden oder für den internationalen Handel findet sich (fast) immer eine Lösung.
Factoring lohnt sich immer, um die Goldgrube zu heben
Die Liquidität, die Sie durch Factoring gewinnen, hilft Ihnen auf der Einkaufsseite die Skonti-Goldgrube zu heben und Ihr Unternehmen gegenüber Forderungsausfällen abzusichern. Die Konditionen hierfür sind häufig geringer als Sie denken.
Fragen Sie unsere Experten:
Anja Nadine Mickley
Key Account Manager
Tel. 02272 919 85 30
n.mickley(at)viadelcredere.de
Nils Kuckelkorn
Key Account Manager
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n.kuckelkorn(at)viadelcredere.de