13. Mai 2020

Insolvenzen wegen Corona-Pandemie: Eine weltweite Pleitewelle

Als Folge der Corona-Pandemie erwartet der Kreditversicherer Euler Hermes eine massiven Anstieg der Insolvenzen weltweit sowie eine weitere Verschuldung von Unternehmen.

Die größte Rezession seit dem zweiten Weltkrieg: An diesem Punkt befinde sich die Weltwirtschaft nach einer Einschätzung des weltgrößten Kreditversicherers Euler Hermes. Über alle Länder hinweg steige die Anzahl der Insolvenzen um 20 Prozent. Neun Billionen US-Dollar verliere das globale Bruttoinlandsprodukt – ein Minus von 3,3 Prozent. Dies hat der Versicherer mittels eine Studie erarbeitet und soeben veröffentlicht.

Von einem Schock zum nächsten

In seiner Pressemeldung zur Studie erinnerte Allianz- und Euler Hermes-Chefvolkswirt Ludovic Subran noch an die Aussichten, mit denen man in das Jahr startete: „2020 versprach ein eher ruhiges Jahr zu werden“, zwar mit „geopolitischen Unsicherheiten, einem weiterhin schwelenden Handelskonflikt – aber auch mit einem zarten Wachstum bei Welthandel und Weltwirtschaft. Ein Jahr des ‚Durchmogelns‘. Eigentlich. Doch dann kam Corona.“

Und tatsächlich können wir Euler Hermes zustimmen: Verglichen mit den schwerwiegenden, vielfach existenzbedrohenden Aufgaben, vor denen die weltweite Wirtschaft – und auch wir Deutschen – momentan stehen, klingen etwa die Brexit-Fragen der vergangenen Jahre wie eine etwas knifflige, aber unterhaltsame Schatzsuche auf dem Kindergeburtstag. Denn statt Lieferwege umzustellen oder Lagerkapazitäten langfristig zu erhöhen, statt Formulare auszufüllen und Plan B und C auszuarbeiten, blieb mit dem Beginn der Corona-Pandemie nur noch eins: Retten, was zu retten ist. In kürzester Zeit. Und: Während die ganze Weltwirtschaft von einem Schock in den nächsten rauschte, von einer Exportkrise über ein Beben an den Finanzmärkten und einen Ölpreisschock bis zu einem praktisch weltweiten Konsumschock. Subran fasst dies so zusammen: „Spuren wie bei einem Meteoriteneinschlag.“

Keine Alternativen

2020 bleibt den Unternehmen nun kein Umschwenken auf alternative Lieferketten. Kein Ausloten und Öffnen neuer Märkte. Alle Länder dieser Erde und alle Branchen sind mehr oder weniger betroffen. Zur gleichen Zeit. Dementsprechend rechnet Euler Hermes als Folge der Corona-Pandemie mit steigenden Insolvenzen in allen Ländern – und zwar weitaus mehr als im Januar prognostiziert.

Mit einem Anstieg von 25 Prozent ist insbesondere die USA getroffen. Wie stark sich der Virus bereits jetzt auf die Wirtschaft auswirkt, transportiert sich tagtäglich über neue Horrormeldungen zu Entlassungen. Auf rund 23 Millionen beziffern die staatlichen Behörden im April die Anzahl der Arbeitslosen, im Februar waren es noch 5,79 Millionen. Die Arbeitslosenquote ist auf 14,7 Prozent gestiegen, ein Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Insolvenzen USA
Grafik: Euler Hermes, 2020

Innerhalb Europas rechnet Euler Hermes mit 19 Prozent mehr Insolvenzen infolge der Ausbreitung des Corona-Virus, in Deutschland mit 10 Prozent. Positiv hierzulande seien die staatlichen Maßnahmen, wie etwa der Schutzschirm und zahlreiche Liquiditätsmaßnahmen.

Schulden und Zombies

Doch wo kurzfristige Liquidität hilft, belasten Kredite letztlich irgendwann das Wachstum. „Die Liquiditäts- und Stabilisierungsmaßnahmen sind ein enorm wichtiger erster Schritt, um die Wirtschaft schnell zu stabilisieren“, warnt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Die Kehrseite dieser Medaille ist allerdings, dass die Schuldenlast für viele Unternehmen deutlich größer sein wird als vorher. Damit die Unternehmen von diesen Schuldenbergen nicht erdrückt werden, müssen in einem zweiten Schritt deshalb Lösungen gefunden werden, wie und in welchem Zeitraum die Unternehmen diese Schulden anschließend wieder abbauen oder sie restrukturieren können. Das Problem ist aktuell zwar zunächst aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.“

Etwa 13.000 Zombie-Firmen gebe es allein in der Euro-Zone, rechnet Euler Hermes in seiner Pressemeldung vor. Auch wir berichteten an dieser Stelle immer wieder von diesen „scheintoten“ Unternehmen, die ohne Kredite schon längst vor einer Schließung gestanden hätten. Nur die Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre rettete diese Unternehmen – und ihre Mitarbeiter. Hier gilt es nun umso mehr, strukturelle und organisatorische Missstände zu beheben und auf eine solide Finanzbasis zu setzen.

Die Pressemitteilung von Euler Hermes finden Sie an dieser Stelle, die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden.

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