Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hat noch nicht zu einem spürbaren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland geführt. Somit scheinen die Hilfsmaßnahmen einen nennenswert positiven Effekt zu haben.
Die Kreditversicherer können wieder mehr mit eigenem Geld agieren
Inzwischen mehren sich die Aussagen der Kreditversicherer, dass man eine langfristige Erholung ohne plötzlich steigende Insolvenzen erwartet. Und auch der zum 30.06.2021 ausgelaufene Schutzschirm der Bundesregierung treibt niemandem mehr den Angstschweiß auf die Stirn. Unisono fühlen sich alle deutschen Anbieter im Stande, die kommenden Anforderungen ab der zweiten Jahreshälfte selbst zu stemmen. Nur von Creditreform dringen noch Befürchtungen durch, dass bei Kleinunternehmen doch noch ein deutlicher Anstieg der Pleiten in der zweiten Jahreshälfte ansteht. Neben der derzeit eher günstigen Entwicklung bei den Ausfällen spielen wohl auch die Versicherungsprämien eine gehörige Rolle bei den Prognosen. Der am 30.06.2021 ausgelaufene Schutzschirm hatte dem Bund fast zwei Drittel der Prämieneinnahmen der Kreditversicherer zugeführt. Dieses Geld können die Versicherer nun wieder in die eigenen Deckungsmöglichkeiten investieren.
Die Unternehmen haben sich mit der neuen Situation arrangiert
Inzwischen sind in den meisten Unternehmen Hygienekonzepte etabliert und die Arbeitsabläufe sind wieder eingespielt. Auch die Reiseregelungen sind soweit etabliert, dass deshalb kaum noch mit größeren Problemen bei den Lieferketten gerechnet wird. Natürlich bleiben branchenbezogene Risiken, gerade beim Import, bestehen. Die Rohstoffknappheit bei Holz und die Verfügbarkeit von Seecontainern sorgt für steigende Frachtkosten und mögen nur als prominente Beispiele herhalten. Aber auch längerfristige Auswirkungen können nicht ausgeschlossen werden. Liquiditätsprobleme im Maschinenbau durch verzögerte Abnahmen, verschobene Investitionen durch Umsatzeinbußen in vom Lockdown stark betroffenen Branchen und Ländern, Staus auf den Seewegen nach Asien. Es gibt immer noch genügend Potenzial für eine angespannte Situation im Einzelfall.
Sinkende Inzidenzen und Impfungen machen Hoffnung
Die rückläufigen Zahlen bei den Neuinfektionen und Fortschritte bei den Impfungen lassen Erwartungen an ein geregeltes Geschäftsleben wieder zu. Je länger diese Entwicklung anhält, umso besser für die wirtschaftliche Erholung und die Zahl der Pleiten und abzuschreibenden Forderungen. Ob die vierte Welle in Deutschland kommt und wie sie sich auswirkt, möchte sich gerade wohl niemand so richtig ausmalen. Bei aller Hoffnung ist Euphorie aber eher noch fehl am Platz.
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