1. Mai 2020

Die verheerende Bilanz am Tag der Arbeit

Das war es mit dem deutschen Jobwunder: Das Corona-Virus zog kompletten Branchen den Stecker – und ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern das sicher geglaubte Einkommen. Mit verheerenden Folgen über den Arbeitsmarkt hinaus.

„Momentan sind alle freien Stellen besetzt“, tönte vergangene Woche eine Lautsprecheransage durch einen westdeutschen Supermarkt, eingebettet zwischen Hinweisen zur Warenverfügbarkeit und der Bitte um Abstandshaltung. Seit Jahren hat man dies nicht gehört, seit Jahren sprachen Unternehmen stattdessen über die anhaltenden Schwierigkeiten, genügend Personal zu finden. Kluge Köpfe, flexible Gestalter, anpackende Hände. Der Arbeitsmarkt vor Corona-Zeiten: leergefegt.

Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, keine freie Stellen

Nun, am Tag der Arbeit, befindet sich Deutschland an der Schwelle zu einer tiefgreifenden Rezession. Unternehmen haben bis zum 26. April für 7,5 Millionen Beschäftige Kurzarbeit angemeldet, meldete die Bundesagentur für Arbeit. Ein Rekordwert – im kompletten Jahr 2009 waren „nur“ 3,3 Millionen Anzeigen für Kurzarbeit bei der Bundesagentur eingegangen.

Kurzarbeit Coronakrise Arbeitsmarkt
Im März und bis zum 26. April 2020 wurden bei den Agenturen für Arbeit 751.000 Anzeigen erfasst für insgesamt bis zu 10,1 Millionen Personen. Nicht alle diese Menschen werden schlussendlich kurzarbeiten, dennoch sehen wir hier einen historischen Höchststand. Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Nun ist Kurzarbeit aktuell ein probates und erfolgreiches Instrument, die Menschen vor Arbeitslosigkeit zu bewahren. In den USA, wo es keine Kurzarbeit gibt, zählt man bereits jetzt eine Arbeitslosenquote von 15 Prozent. 30 Millionen Menschen haben sich seit März 2020 arbeitslos gemeldet, Tendenz steigend. Dennoch kletterte auch hierzulande schon die Zahl der Arbeitslosen in die Höhe – und die Bundesagentur betont, dass dies für einen Monat April absolut untypisch sei. Im April waren 2,644 Millionen Menschen arbeitslos, 415.000 mehr als im Vergleichsmonat April 2019. Und, so wie wir das in einem Supermarkt hörten: Die freien Stellen gibt es so pauschal nicht mehr. Selbst im Lebensmitteleinzelhandel, der in den vergangenen zwei Monaten nicht nur vollständig öffnen durfte, sondern auch gute Umsätze einfuhr, nicht. Die Bundesagentur berichtet, die Nachfrage nach Arbeitskräften sei parallel zum Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit regelrecht eingebrochen.

Insolvenzen, Entlassungen, leere Staatskassen

Sie erinnern sich: Um jeden einzelnen Arbeitsplatz wolle man kämpfen, sagte Bundesarbeitsminister Heil. Die Kurzarbeitsregelung hilft dabei zunächst sehr effektiv, der Aufschub der Insolvenzantragspflicht verschafft Zeit. Und dennoch planen einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge 18 Prozent der deutschen Unternehmen einen Stellenabbau, insbesondere in der Industrie und bei Dienstleistern. Und diese Angst vor Insolvenzen – wenn auch erst verzögert – und Stellenstreichungen beschäftigt die Deutschen schon jetzt. Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung befinden sich im freien Fall, meldet die GfK in ihrer monatlichen Erhebung zum Konsumklima Deutschlands. Für Mai 2020 rechnet das Institut mit einem historischen Tiefstand von -23,4 Punkten,  25,7 Punkte weniger als im April dieses Jahres.

Nun haben sich die Branchenverbände längst in Stellung gebracht und fordern Kaufanreize, die die Anschaffungsneigung der Menschen befördert. Doch: Wie viel Konsumlaune lässt sich erzeugen, wenn Millionen Kurzarbeitende nicht wissen, wie lange sie mit weniger Geld als geglaubt auskommen müssen? Und ob nach vielen Monaten Kurzarbeit letztlich nicht doch der Gang zum Amt bevorsteht? Sie sich auf einem Arbeitsmarkt mit weniger Unternehmen, aber mehr Stellensuchenden behaupten müssen?

Immerhin: Die öffentlichen Kassen gingen gut gefüllt in diese Krise. 2019 erzielten die Haushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung einen Überschuss von 45,2 Milliarden Euro, ließ das Statistische Bundesamt wissen, das Saldo sei das sechste Jahr in Folge positiv gewesen. Und dennoch müssen wir uns darauf einrichten, dass geringere Steuereinnahmen auf gestiegene Kosten treffen. Das Institut für Wirtschaft rechnet mit jeweils etwa 34 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen für Bund und Länder. Kommunen, deren Haushalt fast zur Hälfte aus Gewerbesteuer besteht, wird die Krise noch stärker treffen.

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