27. September 2019

Automobilzulieferer in der Abwärtsspirale

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Inhaltsverzeichnis

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  1. Mehr Insolvenzen
  2. Schlechteres Rating
  3. Unser Rat

Eine Studie des Kreditversicherers Atradius prognostiziert Zahlungsausfälle und (noch mehr) Insolvenzen für Automobilzulieferer.

Die Lage in der deutschen Zulieferindustrie für die Automobilbranche spitzt sich zu: Neben Kurzarbeit und massiven Stellenstreichungen etwa bei Continental werden auch die Insolvenzzahlen ansteigen. Der „MarktMonitor Automotive 2019“ des Versicherungshauses Atradius untersucht die Lage der Automobilindustrie in mehreren Ländern, darunter Deutschland, Japan, England oder die USA und benennt die Automobilzulieferer als Sorgenkind.

Dabei kommt die Studie zu einem pessimistischen Schluss: Die Krise der Automobilindustrie sei im Tagesgeschäft der Risikoabteilungen angekommen, bezogen auf die komplette Wertschöpfungskette, in der gesamten Automobilbranche. Große Sorgen bereiten die Zulieferer in Europa und China, erklärt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany bei Atradius: „Immer mehr von ihnen können im derzeitigen strukturellen Wandel der Automobilbranche – hin zu mehr Elektrofahrzeugen, Brennstoffzellenantrieben oder autonom fahrenden Mobilen mit neuer technischer Ausstattung sowie den sich verändernden Verbraucheransprüchen – nicht mehr mithalten. Die Innovationszyklen verkürzen sich. Gleichzeitig liegen zwischen Auftragserteilung und Lieferung häufig mehrere Jahre. Die kleinen und mittleren Zulieferer leiden unter einer hohen Vorfinanzierungslast und müssen immer häufiger die Vorgaben der Hersteller akzeptieren, zum Beispiel flexible Abnahmezahlen von Serienteilen. Werden dann weniger Teile abgenommen als ursprünglich kalkuliert – wie derzeit häufig zu beobachten ist angesichts der weltweit rückläufigen Autoverkäufe –, geraten die Unternehmen in Liquiditätsnöte.“

Mehr Insolvenzen

Als Folge erwartet Atradius in den kommenden zwölf Monaten steigende Insolvenzzahlen, am stärksten in der britischen Automobilbranche (+7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum), gefolgt von China und Italien (jeweils +5 %) sowie Frankreich und Polen (jeweils +3 %). Auch in Deutschland nehmen die Firmenpleiten im Automobilsektor in diesem Jahr um mindestens 2 % zu. Diese bedrohliche Entwicklung – immerhin ist die Automobilbranche mit rund zwei Millionen von ihr abhängigen Arbeitsplätzen allein in Deutschland – mussten auch wir bereits zur Kenntnis nehmen (wir berichteten u.a. hier).

Die Schlagzeilen der vergangenen Monate bestätigen die Einschätzung von Atradius. Mit dem Anlagenbauer Eisenmann, dem Hersteller von Antriebskomponenten Weber Automotive und den Gusswerken Saarbrücken seien drei bereits in der Insolvenz befindliche Automobilzulieferer genannt. Turbulenzen gibt es zudem TWB Prevent, bei dem zuletzt die Arbeiter überraschend vor verschlossenen Werkstoren standen.

Schlechteres Rating

Für eine ganze Reihe von Ländern stufte Atradius nun das Forderungsrisiko neu ein, für die deutsche Automobilwirtschaft gilt „erhöht“ statt wie im vergangenen Jahr noch „durchschnittlich“. Im Fokus stehen dabei die Automobilzulieferer ab der zweiten Ebene, insbesondere die, deren Schwerpunkt auf Komponenten für Benzin- und Dieselmotoren liegt. Sie müssen das Geschäftsmodell anpassen, gleichzeitig sei ihre Liquiditätssituation häufig angespannt und es fehle oft an Finanzmitteln, um Innovationen voranzutreiben. Besser sieht es bei den deutschen Automobilherstellern und direkten Zulieferern aus, die die aktuelle Absatzschwächephase dank ihres finanziellen Spielraums und ihrer starken Marktsituation abfangen und den technologischen Wandel begleiten können. Unsicherheiten könnten allerdings auch hier entstehen, wenn es zu US-Zöllen auf europäische Automobilteile, einem weiter eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China oder einer globalen Rezession kommt.

Unser Rat

Stellen Sie sich auf Forderungsverluste ein – sie sind absolut realistisch, können aber abgesichert werden! Die Schwierigkeiten betreffen dabei nicht nur deutsche Unternehmen. Die Atradius-Studie vergibt auch für Automobilunternehmen anderer Länder fast durchweg schlechtere Ratings. Der bisherige Wachstumsmarkt China ist dabei ebenso betroffen wie das vom Brexit seit Jahren gebeutelte Großbritannien mit seiner traditionsreichen Automobilindustrie. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Wenn Sie mit Unternehmen dieser Länder und Branchen zusammenarbeiten, sollten Sie sich spätestens jetzt mit Ihren individuellen Risiken auseinandersetzen: Wie viele Außenstände haben Sie? Haben sich die Zahlungszeiträume Ihrer Kunden zuletzt geändert? Wie viel wissen Sie über die wirtschaftliche Situation Ihrer Geschäftspartner? Wie gut ist Ihr eigenes Forderungsmanagement strukturiert?

Eine Bestandsaufnahme ist ein erster wichtiger Schritt für mehr Sicherheit. Wir unterstützen Sie dabei, sprechen Sie uns an:

Frank Otto
Tel. (02272) 919 85 12
Mail: f.otto@viadelcredere.de

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