Wer jetzt noch an einer handfesten Rezession zweifelt, möge einen der Beschäftigten sprechen, die in diesem Monat auf Kurzarbeit gesetzt wurden oder gar mit ihrer Entlassung rechnen müssen. Denn die Folgen der konjunkturellen Flaute sind bereits jetzt spürbar. Seit Anfang September beispielsweise mussten 250 Mitarbeiter des Automobilzulieferers Schaeffler ihre Arbeitszeit reduzieren – um durchschnittlich 25 Prozent, bis auf weiteres. Zusätzlich ließ das erfolgsverwöhnte Unternehmen aus Herzogenaurach wissen, dass man plane, 700 Stellen in Deutschland abzubauen. Immerhin: betriebsbedingte Kündigungen versuche man zu vermeiden.
Weniger Aufträge, weniger Absatz, weniger Personalbedarf
Was ist da los – sprachen wir in den vergangenen Jahren nicht vorrangig von Arbeitskräftemangel, Vollbeschäftigung, Nachwuchssorgen? Nun: Wenn die großen Autohersteller neben Gerichtsprozessen, Imageproblemen, gestiegenen Anforderungen und Vorschriften hinsichtlich umweltfreundlicherer Antriebsmethoden und drohenden Einfuhrbeschränkungen auch mit Absatzproblemen zu kämpfen haben und deshalb weniger produzieren, dann schlägt sich natürlich in der Zuliefererindustrie nieder. Diese Unternehmen – von denen wir in Deutschland eine Vielzahl haben – hängen am Tropf der Hersteller. Sie sind von deren Marktpotenzialen und Innovationskraft, von deren internationaler Stärke und ihrer Effizienz abhängig.
Es gebe Zuliefererzweige im Fahrzeugbau, in denen bereits jedes dritte Unternehmen Kurzarbeit verordnen musste, in der seit Jahren angeschlagenen Textilbranche sei es jedes vierte Unternehmen, schrieb Spiegel Online. Und tatsächlich betrifft das, was in der Automobilindustrie seinen Anfang findet, viele andere Branchen ebenso. Digitalisierung und Automatisierung erfordern Investitionen, sonst verlieren die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Marktplätzen.
Strukturwandel und globale Herausforderungen
Ohnehin ist der Export schwieriger geworden, seit der Brexit jegliche Planungssicherheit nahm und ausgehend von der USA weltweit Handelsschranken zunehmen oder drohen. Und als sei das alles noch nicht herausfordernd genug, drehen sich sowohl Kundenwünsche als auch Kundenverhalten um 180 Grad: Autokäufer wünschen neue Fahrzeug- und Mobilitätskonzepte, der Umstieg auf Elektroautos erfordert den Ausbau von Ladestationen und die konsequente Weiterentwicklung der Flotten hinsichtlich Reichweite, Sicherheit und Komfort. Im Textilhandel wiederum laufen die Kunden seit Jahren gleich scharenweise vom Ladengeschäft in der Fußgängerzone davon – und dem Postboten, der die Ware aus international agierenden Online-Shops bringt, entgegen.
Deutschlandweit erhielten im Mai diesen Jahres 41.000 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld – dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt um 0,1 Prozent auf nun 5,1 Prozent: Das sind 2,3 Millionen Menschen ohne Erwerbseinkommen. Auch die Nachfrage nach Zeitarbeit gab deutlich nach, ein Indiz dafür, dass Unternehmen weniger Auftragsspitzen zu bewältigen haben – beziehungsweise: Die erhaltenen Aufträge locker mit ihrer Stammbelegschaft schaffen. Betroffen sind vor allem exportabhängige Unternehmen, aber auch in der Dienstleistungsbranche ließe sich die konjukturelle Flaute spüren, meldet das Ifo-Institut. Hier würden einfach weniger Stellen ausgeschrieben. „Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt auch am Arbeitsmarkt leichte Spuren“, erklärte Detlef Scheele, der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA). Er zeige sich aber robust, so Scheele weiter.
Schöne, neue Arbeit
Dennoch will Arbeitsminister Hubertus Heil nun vorbauen. Ein Gesetz soll sowohl Weiterbildung fördern als auch Kurzarbeit erleichtern. Wie seit einiger Zeit in der Regierung hochbeliebt, erhielt auch dieses Gesetzesvorhaben einen malerischen, erwartungsfrohen Titel: das „Arbeit-von-Morgen-Gesetz“. Wie genau diese Arbeit von morgen aussieht, ist indes nicht klar.
Klar ist nur: Wenn die Menschen sich vor Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit fürchten, werden sie weniger konsumieren und investieren. Und wenn sie dann tatsächlich davon betroffen sind, haben sie schlichtweg kein Geld mehr zum Ausgeben – was sich im Handel sehr schnell bemerkbar machen wird – und müssen aus Staatskassen gestützt werden. Und das, während jener in Rezessionsphasen selbst weniger Steuereinnahmen hat.
Wie Sie wettbewerbsfähig bleiben
Aus unserer Sicht sind nun zwei Dinge dringend nötig:
- Sowohl die Gesetzgebung als auch die Unternehmen müssen alles dafür tun, dass der Standort Deutschland trotz der globalen Herausforderung wettbewerbsfähig bleibt und so nicht nur die aktuelle Flaute übersteht. Wir müssen den Strukturwandel anerkennen und die Weichen für die langfristige Zukunft stellen.
- Und: Jedes Unternehmen sollte aktiv für sich sorgen: Aufträge akquirieren, aber auch einen sich aus ihnen eventuell ergebenden Forderungsausfall absichern. Bei zunehmenden Insolvenzen geht es auch darum, noch einmal das Risiko von Insolvenzanfechtung zu prüfen. Wer dringend investieren muss, um in Technologie- und/oder Know-how-Fragen mithalten zu können, sollte sich Factoring anschauen – ein Werkzeug, das Ihnen sofort Liquidität verschafft.