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Was ist das Marktpreisdifferenz-Risiko?
„Sichern Sie sich die heutigen Rohstoff- und Energiepreise auch für die Zukunft!“
So und ähnlich versuchen viele Unternehmen – besonders die, die mit Rohstoffen oder Energie handeln – neue Kunden zu gewinnen. Das Angebot: Per Vertrag bindet sich der Kunde für einen festgelegten Zeitraum an ein Unternehmen. Dafür garantiert dieses, den Preis für die Kilowattstunde Strom, den Liter Öl oder den Zentner Getreide nicht zu erhöhen. Und damit es sich für den Lieferanten auch lohnt, schafft er alle Mengen, die er für den jeweiligen, festen Zeitraum benötigt, back-to-back, also auf einen Schlag an – nämlich dann, wenn der Marktpreis gerade niedrig ist.
In der Regel verspricht dies ein für beide Seiten einträglicher Deal zu werden, schließlich können Einnahmen und Ausgaben sicher budgetiert werden.
Während der eine Vertragspartner keine Preiserhöhungen fürchten muss, darf der andere sich über regelmäßige, feste Einnahmen und den Gewinn aus der Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis freuen.
Wäre da nicht ein gewisses Restrisiko – nämlich das der Insolvenz des Kunden. Kann dieser nämlich seine regelmäßige Abnahmemenge nicht mehr bezahlen, bricht die sicher geglaubte Einnahmequelle weg. Und mehr noch: Der Lieferant läuft Gefahr, auf seinen Bergen von extra für diesen Kunden angeschafften Rohstoffen oder Energiemengen sitzen zu bleiben.
Zwar kann sich der Lieferant nun an weitere Marktteilnehmer wenden. Doch der mit dem einstigen Abnehmer besprochene Preis ist natürlich passé. Richtig kritisch wird es, wenn der Marktpreis sogar unter den Einkaufspreis gesunken ist. Dann nämlich gerät die ehemals so lukrative Berechnung in Schieflage, dem Lieferanten bleibt nichts übrig, als mit Verlust zu verkaufen.
Hier haben die Kreditversicherer reagiert: Anstatt das Verlustrisiko selbst zu schultern und im Schadenfall möglicherweise selbst in Bedrängnis zu geraten, kann man das so genannte Marktpreisdifferenz-Risiko absichern. Die entsprechende Police sorgt dann dafür, dass sich der Lieferant erst gar nicht um eine eventuelle Insolvenz und ein Absinken der Preise sorgen muss, schließlich würde die Versicherung den Schaden in Höhe der angefallenen Preisdifferenz übernehmen.
Wir betrachten dies als sinnvolle Erweiterung der Palette an Kreditversicherungslösungen. Schließlich können Lieferanten – von großen Konzernen bis zu kleineren Stadtwerken – so weiterhin am Wettbewerb teilnehmen und ihren Kunden reizvolle Angebote machen. Das entsprechende Sprungtuch, das bei Insolvenz und Preisverfall den Lieferanten auffängt, halten die Versicherer.
Und auch die Hürden sind gering: Die meisten Versicherer verlangen lediglich, dass es für die jeweiligen Rohstoffe einen Markt gibt, dessen Preise an einer Börse, zum Beispiel der Strom- oder Metallbörse ablesbar sind. Außerdem können auch nur die Verträge mit einzelnen Kunden über die Police abgedeckt werden.
Stichwörter: Kreditversicherung, Marktpreisdifferenzrisiko, Preis, Rohstoff