9. Februar 2016

Portugal: Müssen wir wieder den Rettungsschirm aufspannen?

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Inhaltsverzeichnis

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  1. Geschenke auf Pump
  2.  Spanien sucht seine Regierung
  3. Fazit

Hohe Verschuldung und eine Abkehr vom Sparkurs bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes

227 Milliarden Euro Schulden: Das ist die gnadenlose Negativbilanz im portugiesischen Staatshaushalt. Wer nun aber glaubt, das Land reagiere darauf mit Reformen und Sparmaßnahmen, liegt falsch: Seit November 2015 regiert der neue Ministerpräsident Antonio Costa mit einer Linkskoalition – und nimmt erst einmal etliche Haushaltssanierungspläne seines Vorgängers zurück.

Mit diesen Geschenken empfiehlt Costa sich bei der Bevölkerung: Höherer Mindestlohn, steigende Renten, weniger Steuern, gestrichene Kürzungen im öffentlichen Dienst und wieder mehr Urlaubstage. Der Plan: die „unerträgliche soziale Schieflage“ im Land beheben und damit in der Folge für mehr Kauflust und -kraft sorgen.

Geschenke auf Pump

Gut gemeint – sicherlich. Aber funktioniert das auch? Wirtschaftsexperten haben erhebliche Zweifel, schließlich steigen allein schon durch die zusätzlichen Urlaubstage die Lohnkosten im Land. Mit der Wettbewerbsfähigkeit gerät auch der Schuldenabbau beziehungsweise die Stabilisierung des Staatshaushaltes in Gefahr, schätzt auch Patrick Legland von der Bank Société Générale in der Zeitung Die Welt.

Portugiesische Staatsanleihen gaben bereits an Wert nach, Investoren distanzieren sich. Bekommt man den Schuldenberg jedoch nicht abgebaut, wird dies über kurz oder lang ein Problem für die Stabilität des Euros – und weil dieses Risiko wiederum alle Euro-Staaten tragen, ist an dieser Stelle mit Druck aus Brüssel zu rechnen. Vor wenigen Tagen erst forderte man neue Sparmaßnahmen. Die waren schließlich zugesichert worden, als das Land 2011 mit Hilfe von Garantien für ein Kreditpaket in Höhe von 78 Milliarden Euro u.a. aus EU-Geldern vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt wurde. Der rigide Wechsel der Wirtschaftspolitik sorgt, wir erinnern uns an eine ähnliche Lage in Griechenland, kaum für gute Stimmung unter den EU-Finanzministern.

Europas Krisenländer
Portugal ist mit fast 130 Prozent seiner Wirtschaftskraft verschuldet.

Gemeinsam mit Griechenland, Irland, Italien und Spanien gehörte Portugal schon vor einigen Jahren zu Europas Sorgenkindern. Nach wie vor herrscht mit 13 Prozent eine hohe Arbeitslosenquote, unter den 15-24jährigen ist sogar knapp ein Drittel arbeitslos. Das Land leidet unter dem Wegzug hunderttausender Portugiesen, rund ein Viertel der Menschen lebt inzwischen in Armut oder an der Armutsgrenze – denn die, die einen Job haben, werden meist schlecht bezahlt. Man kann nachvollziehen, was Costa mit seinen Erleichtungen für die Bürger umtreibt. Ob dies langfristig zum Erfolg führt, sei dahingestellt.

 Spanien sucht seine Regierung

Schauen wir auf das Nachbarland Spanien: Das ebenfalls von der Finanzkrise schwer gebeutelte Land durfte sich zuletzt über Wirtschaftswachstum und sinkende Arbeitslosenzahlen freuen. Insbesondere die Topbranche Tourismus brachte im vergangenen Jahr 45 Milliarden Euro ins Land. Auch hier liegt die Höhe der Staatsschulden jedoch bei fast 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Und auch hier wurde gerade erst gewählt: Die Regierungsbildung gestaltet sich knapp sechs Wochen nach der Wahl noch immer schwierig, da der amtierende konservative Ministerpräsident Rajoy empfindliche Verluste hinnehmen musste. Die (wirtschafts-)politische Zukunft des Landes? Im Moment schwer absehbar.

jugendarbeitslosigkeit europa

Auch in Italien bleibt die Lage angespannt: nur verhaltenes Wachstum, viele notleidene Kredite, fehlende Reformen und steigende Schulden ließen das Handelsblatt bereits im vergangenen Sommer von „Griechenland in XXL“ sprechen, der IWF bescheinigte dem Land „tiefsitzende“ strukturelle Probleme. Das geplante Haushaltsdefizit wird gegenüber 2015 in 2016 wieder steigen. Mit 2,4 Prozent liegt es zwar noch immer unter der 3 Prozent-Euro-Defizitgrenze, die Mischung aus einer Gesamtverschuldung von 130 Prozent und den oben genannten Faktoren wirkt jedoch nicht gerade beruhigend. Allein die Vorstellung, dass Italien wieder mehr Zinsen für seine Schulden zahlen muss, unterstreicht das Risiko.

Und dann war da noch Irland. Der große Crash des Jahres 2008, als das Land unter der globalen Finanzkrise sowie einem Beben im Immobilien- und Kreditsektor finanziell zusammenbrach und ebenfalls mit EU-Garantien gerettet werden musste, scheint überwunden. Die im Rahmen eines Finanzhilfeprogramms beschlossenen Reformen zahlen sich – wie man am stärkeren Wirtschaftswachstum sehen kann – bereits aus. Bleibt zu hoffen, dass sich andere Länder etwas an der Strategie Irlands abschauen können. Und das die Kompassnadel der grünen Insel weiter auf Wachstum und Schuldenabbau steht.

Fazit

Die Stabilität eines Landes beeinflusst stark die Insolvenzzahlen seiner Unternehmen. Noch im Jahr 2014 konnte sich Portugal über 33 Prozent weniger Insolvenzen freuen – doch für das abgeschlossene Jahr 2015 rechnet beispielsweise Euler Hermes wieder mit einem Anstieg von 19 Prozent. (Globaler Insolvenzindex/PDF)

Überwiegend gehen wir von leicht sinkenden Insolvenzzahlen in Europa aus, ob der fallende Ölpreis letztlich Fluch oder Segen für Europa ist, lässt sich derzeit noch nicht absehen.

Auch Sie sollten die Risiken in Ihrem Kundenstamm kennen. Eine Warenkreditversicherung oder Investionskreditversicherung hilft Ihnen den Überblick zu behalten und das Risiko zu begrenzen.

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