16. Dezember 2016

Iran: Nicht ohne Sicherheiten

Airbus liefert 106 Flugzeuge, die Schnellrestaurantkette Telepizza will 200 Niederlassungen eröffnen, viele deutsche Unternehmer (endlich wieder) exportieren: Seit dem Fall der Wirtschaftssanktionen laufen die Geschäfte im und mit dem Iran an. Wenn auch mit Unsicherheiten.

Zuletzt besuchte eine norddeutsche Delegation den Iran. 60 Unternehmer und Wissenschaftler machten sich mit Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch sowie Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer im November auf den Weg, alte und neue Handelsbeziehungen zu knüpfen. Sie folgten auf den hessischen Wirtschaftsminister Al-Wazir, der mit einer 40-köpfigen Delegation im September anreiste. Das Land Niedersachsen nimmt die Sache besonders ernst. Als erstes deutsches Bundesland eröffnete es Anfang November eine eigene Repräsentanz in der iranischen Hauptstadt Teheran.

Zwei Dutzend Wirtschaftsdelegationen, schreibt die Zeitung Die Welt, sollen bis Jahresende aus Deutschland in den Iran gereist sein. Sie wollen herausfinden, was exportiert werden kann, welche Geschäftspartner und Optionen es vor Ort gibt, wo Geld zu verdienen ist.

Chefsache Iran

Befeuert wird die Exportlust in den Iran auch auf Bundesebene. Gleich nach dem Fall der Wirtschaftssanktionen legte sich Vizekanzler Sigmar Gabriel für eine (Wieder-) Aufnahme von Handelsbeziehungen ins Zeug. Erst im Oktober flog er mit 120 Wirtschaftsvertretern nach Teheran. Erklärtes Ziel: den Iran stärker ins Weltwirtschaftsgeschehen einbinden. Und natürlich deutsche Unternehmen unterstützen, die hier einst gute Geschäfte abschlossen.

Iran Export

In den siebziger Jahren galt der Iran als das zweitwichtigster Exportland außerhalb Europas. Die Iraner schätzten Maschinen, Autos, Medikamente (und vieles mehr) made in Germany. Noch im Jahr 2005 hat Deutschland Waren im Wert von 4,4 Milliarden Euro exportiert, nach den Sanktionen brachen zwei Drittel weg. Die Hoffnungen, sich den Markt nun neu erschließen zu können, sind groß.

Politische Differenzen

Und dennoch: Die vergangenen Monate brachten neben Euphorie auch einige Reibungsverluste. Sigmar Gabriel etwa erfuhr im Oktober, wie brüchig und zäh die Kontaktaufnahme mit iranischen Politikern ist. Nachdem er in einem Interview die Anerkennung Israels durch den Iran forderte, sagte ihm Parlamentspräsident Ali Laridschani kurzfristig das eigentlich anberaumte Treffen ab. Eine iranische Zeitung schrieb gar, man dürfe den „Zionistenfreund“ nicht ins Land lassen. Statt die Regierungsdelegation zu treffen, besichtigte Gabriel zwei Museen und den Golestan-Palast. Und flog anschließend nach Hause.

Korruption

Doch nicht nur die Politik, auch Unternehmer klagen, wie schleppend sich die Wirtschaftsbeziehungen in den Iran entwickeln. Mit den Regeln der Korruption, auf die sie häufig stießen, können sie nichts anfangen. Mit Behörden, die sämtlichen Innovationsprozessen das Tempo nehmen, ebenfalls nicht. „Compliance ist ein Fremdwort“, zitiert Die Welt den Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. „Es wird geschmiert an allen Ecken und Enden, mit Goldmünzen. Da ist es für deutsche Unternehmen mit Null-Toleranz-Grenzen natürlich sehr schwer.“ Auch bei der Zollabwicklung berichtet man von Willkür.

Keine Banken, keine Investitionen

Das größte Problem liegt jedoch in der Finanzierung. Deutsche und europäische Banken, die auch in den Vereinigten Staaten aktiv sind, schrecken davor zurück, für Geschäfte mit dem Iran das nötige Geld zur Verfügung zu stellen. Auch Warenkreditversicherungen gab es keine, im Sommer 2016 immerhin gab die Bundesregierung jedoch bekannt, dass wieder Hermesdeckungen für den Iran verfügbar seien. Auch der Versicherer Credimundi hat seine Hausaufgaben gemacht und sichert nun wieder Iran-Exporte: „Mit einem Akkreditiv einer akzeptablen iranischen Bank besicherte Forderungen“, so der erfahrene Länderrisiko-Analyst und Deutschland-Direktor von Credimundi, Christoph Witte, „oder, bei ausreichender Informationslage, auch Forderungen ohne Banksicherheiten sind im Rahmen einer Warenkreditversicherung grundsätzlich versicherbar.“

Nicht ohne Sicherheiten

Exporteure befinden sich inzwischen also in deutlich komfortablerer Lage als noch vergangenes Jahr, wenn neben den Exportgarantien des Bundes der erste privatwirtschaftliche Kreditversicherer wieder Geschäfte mit dem Iran zeichnet. Natürlich darf man keine Wunder erwarten: Nach wie vor gibt es einige Gesellschaften und Personen „auf schwarzen Listen“, etwa wenn die Gefahr besteht, dass sie aus ihren Gewinnen terroristische Gruppen finanzieren. Aber: Für deutsche Exporteure gibt es nun wieder Optionen, ihre Forderungen abzusichern.

Der Kreditversicherer hilft zudem gleichzeitig, das weltweite Marktgeschehen im Blick zu behalten. Neben allen Herausforderungen im Iran kam als weitere unbekannte Variable auch Donald Trump hinzu. Das Atomabkommen, das unter anderem von Obama in die Wege geleitet wurde, bezeichnete Trump schon vor seiner Wahl als der „schlimmste Deal, der je verhandelt wurde“ und kündigte eine Rücknahme an. Bereits jetzt, noch in Obamas Amtszeit votierten US -Senat und Repräsentantenhaus für eine Verlängerung der noch bestehenden Sanktionen um zehn Jahre.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) indes erwartet, dass das Exportvolumen innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre auf fünf Milliarden Euro steigt – auch mit all den beschriebenen Hürden. Er ermutigt insbesondere Mittelstand und Maschinenbau, sich auf den Markt zu wagen. Auch Sigmar Gabriel sieht das so: Allein schon wegen des Modernisierungsbedarfs des Irans, von dem deutsche Unternehmen profitieren können.

Unsere Empfehlung

Wir leben in einer turbulenten Welt – gerade als Unternehmer wissen Sie dies alle. Wo Waren und Dienstleistungen global ausgetauscht werden, ist letztlich jedes lokale Unternehmen auch von politischen Umbrüchen, Konjunktur- und Preisschwankungen oder wie zuletzt den Wahlen in den USA beeinflusst. Dementsprechend flexibel agieren aber auch die Versicherer: Vieles ist inzwischen darstellbar – man muss nur wissen, was genau möglich ist.

Nicht immer wollen die klassischen Kreditversicherer das Risiko für jede Branche in jedem Land dieser Erde übernehmen, Argentinien oder Russland sind da die besten Beispiele. Wir können Ihnen einen Überblick über sämtliche Optionen und Policen verschaffen. Falls Sie also den iranischen Markt für sich öffnen wollen: Sprechen Sie uns an.

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