11. April 2017

Die Welt 2017: Ein unsicheres Gefüge

London, Sankt Petersburg, Stockholm. Das Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, das gerade den Menschen hierzulande wie ein Kloß im Hals sitzt. Nizza. Brüssel. Innerhalb der letzten zwölf Monate mussten die Europäer lernen, wie fragil gefühlte und echte Sicherheit sein kann. Und die Folgen gehen über das jeweils erlittene menschliche Leid längst hinaus. Das bestätigt eine aktuelle Berechnung der Versicherung Coface.

Das politische Risiko weltweit steigt. Das ermittelte Coface mit Hilfe eines neuen globalen Index, der sowohl die Sicherheitslage (Konflikte und Terrorismus) als auch politisch-soziale Risiken in 159 Ländern berücksichtigt und damit auf die wesentlichen Ursachen politischer Risiken zielt.

Von Konflikten und der gefühlten Sicherheit

Das entscheidende Ergebnis vorab: Die Anzahl der bewaffneten Konflikte weltweit hat sich zwischen 2007 und 2015 verdoppelt. Das Terrorismusrisiko ist seit 2008 um das 2,8-fache gestiegen. Ein höheres Unsicherheitsgefühl auch hierzulande kann also belegt werden und ist beispielsweise nicht nur einer stärkeren Berichterstattung zuzuweisen. Wir leben in unruhigen und in vielen Ländern sehr konfliktreichen, blutigen Zeiten. Die täglichen Nachrichten aus Syrien zeigen dies, ganz aktuell auch Meldungen aus Nordkorea oder Ägypten.

Coface hat sich nun darauf konzentriert, das politische Risiko von 0 (sehr sicher) bis 100 (sehr unsicher) zu ermitteln. Die gefährlichsten Länder der Liste sind – wenig überraschend – Afghanistan, Libyen und der Irak (100%). Der Libanon, Ägypten und SubSahara-Afrika verzeichnet ein teilweise eklatant angestiegenes Risiko. Auch die GUS-Staaten liegen deutlich über dem Durchschnitt, Russland wird mit 62% eingestuft. In Lateinamerika nimmt die soziale Fragilität zu, der Risiko-Index steigt entsprechend (Mexiko 70%, Venezuela 49%). Die Türkei liegt bei 59,8% – ein Ergebnis der Unruhen der letzten Jahre.

Politisches Risiko im Coface-Index.
Politisches Risiko: Mit dem neuen Index stuft Coface 159 Länder ein. Grafik: (c) Coface SA. Wir danken für die Genehmigung.

Von Vorhersehbarkeit und Stabilität

Entscheidend sind Faktoren, die sich auf die Planbarkeit unternehmerischen Engagements auswirken. Im Klartext: Will ein Unternehmen in einem Land investieren oder in ein Land exportieren, braucht es ein zuverlässig stabiles wirtschaftliches und politisches Gefüge. Einkommen und Bildung der Menschen vor Ort, Gesetzeslage, Steuern und Zölle – dies und mehr muss nicht nur für den Moment akzeptabel, sondern eben auch für die nächsten Monate und Jahre vorhersehbar und zuträglich sein. Erschließt sich ein Unternehmer einmal ein wirtschaftliches System, ist es wenig dienlich, wenn sich dieses in der Folge immer wieder und auch scheinbar spontan ändert.

Die Gründe liegen auf der Hand – und wer an ihnen zweifelt, schaue in die USA. Donald Trump als Präsident wird fraglos äußerst kontrovers aufgenommen und seine Haltung zu quasi jeder politischen Frage ist weltweit umstritten. Für Unternehmen die größte Herausforderung ist jedoch, dass er auch nach mehreren Monaten im Amt nicht gelesen werden kann. Im Gegenteil: Das Scheitern bei seinen bislang wichtigsten Anliegen – Health Care und Immigrations-/Einreisepolitik – verunsichert nur noch mehr. Beim mächtigsten Menschen der Welt kann so gut wie nichts prognostiziert werden. Mit Folgen für sämtliche in die USA exportierende Unternehmen, den deutschen Autoherstellern allen voran.

Von augenscheinlich sicheren Orten und deren Herausforderungen

Wenn nun schon der jahrzehntelang wichtigste Handelspartner Deutschlands ins Wanken gerät, wo sollen Unternehmer dann hin? Wohin exportieren, wo Märkte entdecken, wo investieren? Drehen wir die Liste auf die Positivseite: Die fünf dem Coface-Index nach sichersten Länder heißen Island (9,5 %), Neuseeland (11,8%), Norwegen (13,5%), Polen (14,4%) und Finnland (14,8%). Die USA liegt mit 30% auf Rang 103, Deutschland mit 21,5% auf Rang 132.

Bei den Industrieländern fokussierte Coface unter anderem den steigenden Populismus und griff dazu auf Daten des Manifesto-Projekts zurück. Es untersucht das Verhältnis von parteilichen/politischen Manifesten in Bezug zu Wahlthemen, zum Beispiel zu Protektionismus, Sicherheit, öffentliche Ordnung, nationale Werte usw. Die Coface-Analyse zeigt, dass in den Ländern mit einem hohen Populismusdruck (Großbritannien und Frankreich) Themen um die öffentliche Ordnung dominieren. In Österreich und in den Niederlanden ist es die Skepsis gegenüber der multikulturellen Gesellschaft.

Die komplette Liste aller Länder sowie eine ausführliche Auswertung finden Sie hier (englisch, PDF).

Haben Sie konkrete Fragen zu den Ländern, in die Sie exportieren oder in denen Sie Geschäftspartner haben? Sprechen Sie uns an und prüfen Sie mit uns Ihre Absicherung des politischen Risikos.

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