5. März 2020

Coronavirus: Wer heilt die Wirtschaft?

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Inhaltsverzeichnis

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  1. Die Diagnosen
  2. Die Prognosen
  3. Die Therapien

Fehlende Bauteile, abgesagte Messen, lahmgelegte Betriebe: Die Pandemie mit dem neuartigen Coronavirus COVID-19 stellt viele Branchen vor massive Schwierigkeiten.

262 mit dem Coronavirus infizierte Menschen zählt man innerhalb Deutschlands am Nachmittag des 4. März – die allermeisten davon mit einem unkritischen Krankheitsverlauf. Glücklicherweise, wollen wir an dieser Stelle feststellen. Denn natürlich steht dies an erster Stelle, in diesem Artikel und in der Realität.

Und dennoch: Auch wenn wir bezogen auf unsere körperliche Gesundheit offenbar etwas aufatmen können, die wirtschaftliche und finanzielle Gesundheit unserer Unternehmen läuft Gefahr, die Corona-Krise nur noch mit Intensivbehandlung zu überstehen. Bereits im Januar hörten wir von erwarteten Umsatzeinbrüchen chinesischer Unternehmen, die sich wegen der weltweiten Warenströme zügig auf weitere Länder ausbreiten konnten und weiterhin können.

China Coronavirus Wirtschaft Export
Erkrankt ein chinesischer Arbeitnehmer am Coronavirus, muss das ganze Unternehmen für zwei Wochen geschlossen werden – diese strikten (und nachvollziehbaren) Auflagen der chinesischen Behörden sorgten für Produktionseinbrüche. Der Spiegel berichtete von 30 Prozent weniger Containerausfuhren per Schiff. Foto: Unsplash.com/Rinson Chory

Die Diagnosen

Inzwischen ist die Krise in vielen Ländern und Branchen präsent:

  • Beispiel Automobilindustrie: Hersteller und -zulieferer mussten Produktionsstopps etwa in der vom Coronavirus am stärksten betroffenen Stadt Wuhan verkraften. Es folgten gefährdete Lieferketten, zudem brach der chinesische Automobilmarkt brach im Februar 2020 um satte 80 Prozent ein. Für deutsche Hersteller wächst dies zu einem immensen Problem heran, schließlich beziehen sie nicht nur viele Teile aus China, sie unterhalten bekanntermaßen auch riesige Werke direkt im Land und erzielen mehr als ein Drittel ihrer Gewinne im Reich der Mitte.
  • Beispiel Elektronikbranche: Dem Elektronikkonzern Foxconn, der für Apple, aber auch Huawei, Dell und andere Hardware-Anbieter beispielsweise Displays produziert, untersagten die chinesischen Behörden wegen der Ansteckungsgefahr in den per Klimaanlage belüfteten Fabrikhallen die Arbeit. Die Fabriken blieben geschlossen, erst Ende März wird man vermutlich wieder auf das übliche Produktionsniveau kommen. Analysten sorgen sich, ob neue Geräte wie das iPhone 12 rechtzeitig auf den Markt kommen werden. Foxconn rechnet mit einem Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent, auch andere Elektronikkonzerne warnten bereits vor Umsatzrückgängen.
  • Pharmaindustrie: Wenn die Rohstoffe für Medikamente zu einem Großteil aus China und Indien importiert, kann das für die medizinische Versorgung auch ohne Virus-Pandemie kritisch werden. Nun verknappt sich die Lage zusätzlich, das Bundesgesundheitsministerium prüft daher, wie sich Abhängigkeiten und Engpässe künftig verringern lassen.
  • Beispiel Transport und Logistik: Dutzende Airlines weltweit strichen ihre Flüge nach China, auch die Lufthansa setzt alle Direktflüge auf das chinesische Festland bis einschließlich 24. April 2020 aus. Gut zwanzig Prozent der Flotte bleibt am Boden. Piloten, Besatzung und Bodenpersonal wurden gebeten, unbezahlten Urlaub einzureichen oder auf eine Teilzeitstelle umzusteigen. Auch den Bezug von Kurzarbeitergeld will man prüfen. Der Logistiker DHL berichtete von verringertem Frachtverkehr von und nach China – und korrigierte in der Folge Gewinnerwartungen nach unten. Dabei entledigte man sich mit dem Verweis auf schlechtere Bilanzprognosen nun auch von seiner E-Mobility-Tochter Streetscooter. Die Werke in Aachen und Düren werden geschlossen, rund 500 Arbeitsplätze sind bedroht.
  • Beispiel Veranstaltungsbranche: Wo Menschen zusammenkommen, können sie sich anstecken. Deshalb sind weltweit große wie kleine Messen und Konferenzen abgesagt oder verschoben worden. Den Anfang machte die wegweisende Mobilfunkmesse, der Mobile World Congress in Barcelona. Inzwischen folgten unter anderem die Hannover Messe, die Buchmesse Leipzig und der Genfer Autosalon – mehr als 430 Messen und Konferenzen sind es aktuell weltweit. (Aktuelle Zahlen hier.) Der entstandene Umsatzausfall, aber auch die bereits investierten Kosten für nun nicht stattfindende Messen schmerzen jedes einzelne Unternehmen dieser Branchen besonders. Dazu kommen die zahlreichen Dienstleister im Messe- und Veranstaltungsgeschäft: Messebauer, Techniker, Cateringunternehmen, Hotels, Restaurants, Taxiunternehmen und viele andere mehr müssen nun ohne die fest kalkulierten Umsätze die nächsten Monate überbrücken, trotz weiterlaufender Kosten. Auch sie hoffen nun auf Hilfe wie etwa einen erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld.

Die Prognosen

Bezüglich der gesundheitlichen Gefährdung durch den Coronavirus dürfen wir wohl optimistisch in die Zukunft blicken: Mediziner wie der Virologe Christian Drosten berichten von einem vergleichsweise milden Verlauf, und solange das Ansteckungstempo verlangsamt werde, könne der Virus auch gestoppt werden. Sorgen müsse man sich nur um ältere Menschen und Menschen mit einer Vorerkrankung, und diese gelte es nun zu schützen und medizinisch zu begleiten.

Der Blick der Politik – aber auch jedes einzelnen – muss sich nun jedoch auch auf die Situation aller vom Coronavirus betroffenen Unternehmen, Branchen und Märkte richten. Von der Schriftstellerin, die ihr Erstlingswerk auf der Leipziger Buchmesse präsentieren wollte über den Messebauer, der mit individuell gefertigten Standaufbauten in Vorleistung gegangen ist, bis zum Autokonzern, der seit Monaten auf den Genfer Autosalon hingearbeitet hatte: Sie und viele andere Unternehmen auch haben nicht nur jetzt schon investiertes Geld (und viel Zeit) verloren, sie sind auch hochgefährdet, nun in Liquiditätsprobleme zu schlittern.

Auch Wirtschaftsbeobachter und -experten senken bereits ihre Prognosen. Der IWF rechnet mit nur noch 5,6 statt 6 Prozent Wachstum für den chinesischen Markt, in Italien – dem europäischen Land mit den bislang meisten Corona-Infizierten (und -Todesfällen) kündigte die Regierung ein Hilfspaket von 3,6 Milliarden Euro für die Wirtschaft an. Ob ähnliche Nothilfen auch in Deutschland installiert werden und wie diese finanziert werden: das steht noch nicht fest.

Die Therapien

Übliche Werkzeuge wie etwa das Kurzarbeitergeld könnten natürlich für Entlastung sorgen, auch weitere staatliche Hilfe ist nicht unrealistisch. Massig Zeit dürften aber die wenigsten betroffenen Unternehmen haben, schließlich lassen sich gerade die von Messen erhofften und kalkulierten Aufträge und Umsätze kaum anderweitig kompensieren. Zudem ist mit Spätfolgen zu rechnen: Verlieren Menschen jetzt ihre Jobs oder fürchten auch nur darum, geben sie in der Folge weniger Geld aus. Das wirkt sich umgehend auf den Konsum und die Konjunktur aus, Steuereinnahmen sinken.

Als Unternehmer sollten Sie daher keinesfalls die Hände in den Schoß legen und auf Hilfe warten. Wir raten stattdessen zu diesen Überlegungen:

  • Prüfen Sie noch einmal gründlich, wie stark Ihr Unternehmen vom Warenverkehr in und aus gefährdeten Regionen abhängig ist. Sind Lieferketten in Gefahr? Bedenken Sie, dass sich dieser Effekt auch erst in ein paar Wochen bemerkbar machen könnte, da Frachtschiffe aus China gut sechs Wochen unterwegs sind.
  • Checken Sie Ihren Kalender: Gibt es Kundentermine, die möglicherweise ausfallen könnten – und lassen sie sich telefonisch vorziehen? Müssen Sie mit Messe-Absagen rechnen? Hatten Sie vor, ein Produkt zu launchen – und ist dies nun in Gefahr?
  • Unterhält Ihr Unternehmen Kontakte zu Unternehmen und Einrichtungen in vom Coronavirus besonders betroffenen Gebieten? Müssen Sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen? Kann es passieren, dass auch Ihr Unternehmen etwa wegen Erkrankung oder Quarantäne der Mitarbeiter zeitweise nicht arbeiten kann?
  • Das zentrale Thema lautet Liquidität: Welche Umsatzausfälle erwarten Sie, welche Mehrkosten kommen eventuell auf Sie zu, weil dringend benötigte Bauteile oder Betriebsmittel alternativ beschafft oder Veranstaltungen umgeplant werden müssen?
  • Welches Einsparpotenzial hat Ihr Unternehmen?
  • Wie solide ist Ihr Unternehmen abgesichert? Wie finanzieren Sie Personalkosten und den laufenden Betrieb?

Sprechen Sie uns bei diesen und weiteren Fragen gerne kurzfristig an, wir unterstützen Sie zügig und umfassend. Denn eines ist klar: Bis die Politik Antworten auf diese Fragen hat, könnte es für einzelne Unternehmen zu spät sein.

Kontakt:
Frank Otto
02272 919 85 12
0172 376 85 12
oder per Mail an: info@viadelcredere.de

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