23. Juni 2020

Coface stuft Deutschland herab

A3: die niedrigste Ländernote, die Deutschland in über 20 Jahren bei Coface je hatte. Der Kreditversicherer hat die Bewertung der Bundesrepublik sowie von 70 Ländern weltweit herabgestuft.

Immer greifbarer werden die Schäden, die das Coronavirus in der weltweiten Wirtschaft hinterlässt: in 71 Ländern und 134 Branchen kalkuliert der Kreditversicherer Coface inzwischen mit einem gestiegenen Risiko für Forderungsverluste und Insolvenzen. Deutschland – erst im vergangenen Sommer auf A2 herabgestuft – erhielt die Note A3, außerdem rechne die Coface mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 7,2% zum Vorjahr, der „stärkste Konjunktureinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik“.

Corona Wirtschaft Deutschland
Besonders betroffen seien in Deutschland die Branchen Automobil, Metall und Bekleidung/Textil, aber auch Transportwesen und Einzelhandel. Bild: @silvanarnet, Unsplash.com

Kein Land blieb verschont

Vier Länder gab es, die die Bestnote A1 trugen: Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg. Bis der Virus kam – nun tragen sie immerhin ein A2. Frankreich, Belgien, Kanada, die USA, Portugal und Spanien hingegen haben dies verloren und rutschen auf die Note A3, Großbritannien von A3 auf A4 und Italien von A4 auf B.

Coface-Volkswirtin Christiane von Berg sagt dazu: „Es gibt praktisch kaum eine Volkswirtschaft der Erde, die nicht in irgendeiner Form von Covid-19 negativ beeinflusst ist. Vielleicht beherrscht der Virus selbst nicht das Land, aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.“ So sei es nicht verwunderlich, dass von Mittel- und Osteuropa über Asien-Pazifik bis hin zu Afrika, dem Nahen- und Mittleren Osten sowie Lateinamerika in jeder Region Länder mit Herabstufungen zu finden seien. Verantwortlich sei jedoch nicht nur das Coronavirus. Auch der Klimawandel und der Faktor Umweltrisiken sei erstmalig in den Risikomodellen berücksichtigt worden.

„Sehr hohes Risiko“: Automobil, Metall, Textil/Bekleidung

Beim Blick auf die Branchenrisiken bestätigt Coface, was seit vielen Wochen von Verbänden und Medien hierzulande diskutiert wird: die Automobilbranche, die Metallbranche und die Textil- und Bekleidungsindustrie verzeichnen besonders hohe Verluste durch die Corona-Einschränkungen. Coface kategorisiert diese Branchen von „hohes Risiko“ auf „sehr hohes Risiko“. Der Einzelhandel (mittleres auf hohes Risiko), der Transportsektor (mittleres auf hohes Risiko) und die Baubranche (niedriges auf mittleres Risiko) verloren ebenfalls an Wertung. Bei insgesamt 134 Branchen weltweit setzte Coface den Rotstift an.

Tipp: Lesen Sie in diesem Paper (PDF) des Kreditversicherers Coface, warum die einzelnen Branchen in Deutschland herabgestuft wurden und was die Note A3 konkret bedeutet.

Mehr Unternehmensinsolvenzen

Dies habe Einfluss auf die Insolvenzen: Coface rechnet nunmehr mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2020 um 12% zum Vorjahr. Dies sei der stärkste prozentuale Anstieg seit 2002 nach dem Platzen der Internetblase. „Hierbei ist berücksichtigt, dass der Zeitpunkt des Insolvenzantrags seit März bis Ende September ausgesetzt und bei Ausnahmen auch auf den März 2021 verschoben werden kann“.

Mit plus 33 Prozent sieht durchschnittliche Anstieg von Insolvenzen weltweit jedoch noch erheblich bitterer aus. Den stärksten Anstieg in den Industrieländern werden Coface zufolge die USA haben (+43%). Großbritannien (+37%), Japan (+24%) und Frankreich (+21%) liegen deutlich über der Zahl für Deutschland. Unter den Emerging Markets seien Brasilien (+44%) und die Türkei (+50%) besonders stark betroffen.

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