19. März 2019

Achtung: Großes Kumulrisiko in der Kreditversicherung

Angesichts der retardierten Weltkonjunktur und der ungewissen Zukunft des Handelsverkehrs stellen erste Versicherer ihre Limitentscheidungen in Frage. Sie fürchten ein zu hohes Kumulrisiko.

Unsere Wirtschaft entspricht im Grunde einem vielverzweigten Netz an Zulieferern, Abnehmern, Produzenten und Händlern sowie schließlich den Konsumenten. Wir zählen allein in Deutschland rund dreieinhalb Millionen kleine und mittlere Unternehmen, von denen nicht wenige auch die sehr großen Konzerne unseres Landes beliefern. Eine besondere Rolle spielen in diesem Zusammenhang die großen Einzelhandelsgesellschaften und Automobilbauer – von Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Kaufland, Edeka, Rewe über DM, Rossmann, Müller, Ceconomy (MediaMarkt/Saturn), OBI, Bauhaus, Hornbach bis zu Daimler, Volkswagen oder BMW. Einerseits bewegen diese Konzerne ein enormes Einkaufsvolumen, und andererseits sind in diesen Märkten sehr großzügige Einkaufsbedingungen üblich. Lieferanten müssen – auch, um weiter im Geschäft zu bleiben – häufig lange Zahlungsziele in Kauf nehmen.

Was ist das Kumulrisiko?
Das Kumulrisiko stellt das Risiko von Kumulschäden dar. Kreditversicherungsunternehmen zeichnen Kreditlimite auf Unternehmen. Tritt nun ein Schaden ein – eine Zahlungsverzögerung oder gar ein Zahlungsausfall – führen diese Limite kumuliert zu sehr hohen Schadenssummen. Anders als bei den Sachversicherungen treten die Schäden in der Kreditversicherung immer gebündelt auf – schließlich sind beispielsweise im Insolvenzfall immer alle Gläubiger auch Geschädigte. Deshalb beobachten Versicherer die Summe der vergebenen Einzel-Limite ständig mit wachem Auge, und begrenzen sie, wenn sich das Risiko beispielsweise durch veränderte Marktparameter erhöht.

Wenn sich Limite summieren …

Zwar zweifeln die wenigsten Zulieferer an der Bonität der erfolgsverwöhnten, omnipräsenten Konzerne, allein schon wegen der immensen wirtschaftlichen Abhängigkeit von ihrem Großabnehmer versichern sie die Lieferungen dennoch über eine Warenkreditversicherung. Für viele Lieferanten spricht schon für einen Versicherungsvertag, dass sie ihre Forderungen wiederum an eine Factoringgesellschaft verkaufen können und damit liquide bleiben – ein kluger Schachzug, das Factoring bewusst als Instrument zur Unternehmensfinanzierung einzusetzen.

Doch was passiert, wenn einer der großen Handelsgesellschaften oder Automobilhersteller doch in die Insolvenz rutschen sollte? Die Lieferanten wäre abgesichert – die Kreditversicherungsbranche jedoch würde einen immensen Schaden erleben.

Und auch wenn das auf den ersten Blick noch etwas hypothetisch klingen mag: abwegig ist es nicht. Wir steuern derzeit auf eine sehr ungewisse Zukunft in der Weltwirtschaft hin. Keiner weiß, was morgen passieren wird: Strafzahlungen für General Motors in den USA? Harter Brexit, verschobener Brexit oder gar kein Brexit? Steigen die Zinsen weiter und setzen so Unternehmen unter Druck? Wie entwickelt sich die Diskussion um den Diesel weiter? Welche Auswirkungen haben die Landtagswahlen in gleich mehreren Bundesländern, die in diesem Jahr noch auf uns zukommen? Wie verändert sich die politische und wirtschaftliche Stimmung? Die Rahmenbedingungen sowohl des Binnen- als auch des Außenhandels sind stark in Bewegung.

… und Märkte verändern

Einen konkreten Anlass zur Sorge gibt es aus unserer Sicht noch nicht. Aber wir müssen unsere Blicke schärfen. Seit dem 20. Dezember 2018 wissen wir, dass der Lebensmittelgigant Aldi Nord Verluste schreibt – erstmals in seiner Geschichte. Und die Schwarz-Gruppe, unter dessen Dach Lidl und Kaufland agieren und die in den vergangenen Jahren großflächig Filialen erweitern und modernisieren ließ, wird von Beobachtern als in Deutschland defizitär eingeschätzt. Erst vor wenigen Tagen ist Kaufland-Chef Kaudewitz „aus persönlichen Gründen“ zurückgetreten, man erwartet einen Umbau in der Führungsspitze.

Kumulschaden Kumul Kreditversicherung
Trotz aller Vorkehrungen können Schäden eintreten. Achten Sie darauf, dass Ihre WKV Sie gut auffängt.

Nun erhalten die Versicherer durch die Kreditversicherungsnehmer mindestens über die Zahlungsgewohnheiten des Risikos einen ständigen Einblick. Um die Geschäftsentwicklung großer Konzerne richtig einzuschätzen, benötigen die Versicherer Bilanzzahlen – es ist schließlich nicht nur Selbstschutz, sondern auch ihre Kernaufgabe, die Zahlen zu bewerten und ihre Versicherten vor Schäden zu bewahren. Nicht immer gelingt es aber, ein umfassendes Bild zu zeichnen. Einige der oben aufgeführten Gesellschaften veröffentlichen beispielsweise keine oder nur unvollständige Zahlen.

Wie soll der Kreditversicherer vorgehen, erst recht, wenn sich das Marktumfeld negativ verändert? Völlig nachvollziehbar beschließt er, sein Risiko zu reduzieren. Passen die Kreditversicherer nur für Großrisiken aber Limite nach unten an, erzeugt dies ein Beben mit einer enormen Eigendynamik. Für das Factoring ziehen reduzierte Limite umgehend weniger Liquidität für den Lieferanten nach sich. Im Extremfall kann von einer Limitentscheidung so die komplette Finanzierung eines Unternehmens abhängig sein. Gleichzeitig schrecken nun auch viele Unternehmen ohne Kreditversicherung auf und fragen Versicherungsschutz nach. Der Druck auf den Markt wächst.

Unsere Einschätzung

Immer wieder stellen wir als Makler fest, dass die Limitzeichnungsbereitschaft der Kreditversicherer eingeschränkt ist – und die Ursache dafür nicht in einer schlechten Bonität des Risikos begründet liegt. Häufig ist die Bonität des Abnehmers sogar ausreichend, der Versicherer hat aber bereits zu viele Limite auf das Unternehmen gezeichnet und kann – in einem negativen Marktumfeld – schlichtweg keine weiteren Limite mehr in die Bücher nehmen. Das Kumulrisiko, die kumulierten Einzelrisiken, ist einfach zu hoch.

Unser Angebot

Grundsätzlich verfügen wir über Möglichkeiten, die Ihre Limite in der Warenkreditversicherung verdoppeln. Diese Lösungen werden auch in einem Zweivertragsmodell durch Ihren Factoringpartner akzeptiert. Sollte das Factoringunternehmen Ihnen die Limite direkt zur Verfügung stellen (sogenanntes Einvertragsmodell ohne Warenkreditversicherung), führen wir gerne die Diskussion mit Ihren Factor, wie Sie wieder zu ausreichenden Limiten kommen können.

Sie können zusätzlich vorbeugen, insbesondere dann, wenn oben genannte Gesellschaften zu Ihren Kunden zählen: Sind Sie vertraglich zur Belieferung Ihrer Kunden verpflichtet, müssen Sie für volle Regale sorgen – und das rechtzeitig, andernfalls drohen Vertragsstrafen (Pönalen). Diese sogenannten verbindlichen Lieferverpflichtungen lassen sich in einer WKV verankern. Zugleich lassen sich Limite für eine bestimmte Laufzeit – beispielsweise zwölf Monate – festschreiben. Vereinbaren Sie dazu „unkündbare“ bzw. „non-cancelable“ Limite als Bestandteil Ihrer Police. Auch dies verlagert Ihr Risiko.

Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, sondern passen Sie Ihre Kreditversicherungspolice an und verringern so aktiv das Risiko Ihres Unternehmens. Auch bei der Suche nach einem Factor, der auf Basis einer solchen Warenkreditversicherung auch Ihre Forderung finanziert, sind wir Ihnen gerne behilflich.

Sprechen Sie uns an.

Heiko Walter
Geschäftsführer
Tel. (02272) 919 85 15
h.walter(at)viadelcredere.de

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