28. April 2016

Zahlungsverzug: Venezuela, Ägypten und Türkei zahlen am langsamsten

Wo warten Exporteure am längsten auf ihr Geld? Die österreichische OeKB-Versicherung warnt vor Zahlungsverzug – auch bei deutschen Unternehmen.

Bevor Unternehmen gar nicht mehr zahlen können, zahlen sie erst einmal langsamer – und deshalb misst der Kreditversicherer OeKB regelmäßig den durchschnittlichen Zahlungsverzug der Länder, in die seine österreichischen Kunden exportieren.

Drei Viertel aller Schadensmeldungen ginge ein Überschreiten der Zahlungsfrist des gleichen Unternehmens voraus. „Wenn unsere Versicherungsnehmer steigende Verzüge melden, dann ist das für uns ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Landes. Denn genau in diesen Ländern werden erfahrungsgemäß auch die Schäden steigen“, erklärt Karolina Offterdinger, Vorstand der OeKB Versicherung in einer aktuellen Pressemeldung. Verglichen hat man jeweils die Werte zum Ende des ersten Quartals 2016 mit den Zahlen des vierten Quartals 2015.

Zahlungsverzug
Exportländer im Vergleich – wo die Zahlung am häufigsten ausbleibt. Grafik: OeKB Versicherung

Die Top 3: Venezuela, Ägypten und die Türkei

Negative Spitzenreiter seien der OeKB zufolge Venezuela, Ägypten und die Türkei. Hier verzeichnen die Versicherungsnehmer in Summe die höchsten Verzüge im betrachteten Zeitraum. Verantwortlich seien dafür in Venezuela und Ägypten in erster Linie durch politische Risiken: Unruhen, Instabilität im Land, Probleme beim Devisentransfer. Zwar wollen die Unternehmen zahlen, das Geld komme jedoch nicht bzw. nicht rechtzeitig an. Venezuela leidet zudem an zunehmender Inflation und Rezession, der Wirtschaftsnotstand ist bereits ausgerufen.

Ägypten wiederum hat massive Einbrüche im Tourismus zu beklagen. Die Devisenbestimmungen wurden verschärft. Die Devisenknappheit verzögert die Einfuhren Ägyptens und behindert Teile der lokalen Industrieproduktion.

Und die Türkei? Sei eigentlich ein Wachstumsmarkt, die konjunkturelle Entwicklung aber werde gebremst durch die Sanktionen Russlands und die allgemeine Konjunkturschwäche in Europa. Die politische Lage bleibe zudem volatil, die Konsequenzen der Flüchtlingsproblematik offen.

Neu in den Top 10: Deutschland und Österreich

Neben steigenden Verzügen auch wachsende Schäden: Deutschland, der laut OeKB traditionell wichtigste Handelspartner Österreichs ist das einzige Land der Statistik, in dem beide Indikatoren nach oben weisen. Dennoch sehe man derzeit keine außergewöhnliche Zahlungsproblematik, der enorme Anstieg der Verzüge führt die OeKB auf das ebenfalls gestiegende deutsche und österreichische Gesamtobligo zurück.

Saudi Arabien: Hier drohen Schäden

Abnehmer in Saudi Arabien waren laut OeKB Versicherung bisher verlässliche Zahler. „Sie zahlen nicht immer pünktlich, aber sie zahlen. Wir gehen jedoch davon aus, dass das nicht so bleiben wird, denn die Zahlungsverzüge sind in den vergangenen drei Monaten sprunghaft gestiegen“, gibt Offterdinger zu bedenken. Die Gründe liegen im enormen Ölpreisverfall, die Währungsreserven könnten unter den bestehenden Umständen innerhalb von fünf Jahren vollständig aufgebraucht sein.

Wir schließen uns an den Rat an, mit dem Karolina Offterdinger die Statistik resümiert: „Behalten Sie immer Ihren Außenstand im Auge und mahnen Sie sofort, wenn eine Zahlung ausbleibt – auch wenn Sie innerhalb der EU liefern.“

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