7. September 2017

USA: Faule Autokredite bedrohen Autohäuser und Banken

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Geld ist billig, ja. Wer aber heutzutage in ein Autohaus geht, bekommt nahezu gar keinen günstigen Gebrauchten, dafür aber ein unüberschaubares Angebot an Neu- und Jahreswagen, deren tatsächlicher Kaufpreis mit der Lupe zu suchen ist. Stattdessen findet sich neben Kilometerstand und Ausstattung ein gerade einmal dreistelliger Betrag: die monatliche Kreditrate. Ein anderes Bezahlmodell scheint nicht mehr relevant, sehen wir vom – ebenfalls durch Banken unterstützten – Leasing einmal ab.

Wachstum und Wohlstand auf Pump

Nun ist gegen Kreditzahlung per se nichts einzuwenden. Erst recht, wenn keine oder kaum zusätzliche Gebühren oder Zinsen anfallen. Die Liquidität bleibt beim Käufer, die Mobilität durch ein schickes neues Auto addiert sich einfach drauf. Autohäuser profitieren vom höheren Umsatz, mehr und zufriedeneren Kunden – und davon, dass sie mit hochpreisigen und noch sehr jungen Modellen die Autos verkaufen, die ihnen regelmäßige Inspektionstermine mit Werkstattbindung verschaffen – Kundenbindung at its best. Von Autoherstellern und den Banken ganz zu schweigen, der Verkauf beziehungsweise die Finanzierung von Autos entspricht schließlich deren Geschäftsziel.

Ein Win-win-win also? Kein sicherer. Denn bei der Vergabe von Autokrediten kam es offenbar zu Betrug und Schlamperei. Zugetragen hat sich dies in den USA, dem Land, in dem traditionell viel leichtfertiger auf Pump gekauft wird als hierzulande. Banken sollen, so der Vorwurf, die Bonität ihrer durch die Autohäuser vermittelten Kreditnehmer nicht ausreichend geprüft und sich so eine Vielzahl von Krediten an Land gezogen haben, deren Raten – häufig sogar schon bei der ersten Zahlung – ausblieben. Ein Ablauf, der in ähnlicher Weise in den USA bereits eine schwere Immobilienkrise auslöste, als vor zehn Jahren hundertfach die Hypotheken platzten, Familien „ihre“ Häuser verloren und Banken Kredite abschreiben mussten.

Die verschuldete Nation

Neben schlampig prüfenden Banken soll es Autohäuser gegeben haben, die Kreditanträge so manipuliert haben, dass auch Käufer mit mieser Bonität ein Auto finanzieren konnten. Kredite sollen auf diese Weise massig an Antragsteller vergeben worden sein, deren Vermögens-, Einkommens- und Lebenssituation eigentlich keine (weiteren) monatlichen Verpflichtungen zulässt. In der Folge haben die Banken inzwischen hundertfach Geschäftsbeziehungen zu Autohäusern abgebrochen. Das alles schützt aber nun nicht mehr vor rechtlichen Folgen. 30 Bundesstaaten ermitteln aktuell wegen der Subprime-Kredite. Ein Crash, wie die Amerikaner ihn aus der Immobilienbranche kennen, soll unbedingt vermieden werden.

Systemgefährdend wäre der freilich nicht – aber dennoch liegt die Frage nahe, warum die Wirtschaftsmacht offenbar nichts dazu lernt. Das, was sonst eine Stärke „made in USA“ ist, die hohe Risikofreude nämlich, das Begreifen von Chancen statt das Zurückweichen vor möglichen Schäden, wirkt in dieser Angelegenheit fast töricht. Immerhin 10 Prozent nehmen die Autokredite am Gesamtschuldenvolumen der amerikanischen Haushalte ein, von rund 1.112 Milliarden US-Dollar ist die Rede. Akut vom Zahlungsausfall bedroht seien immerhin nur rund zwei Prozent. In einem Land, in dem Millionen Bürger aber statt ein Sparguthaben zu besitzen auch noch Studiendarlehen und Kreditkartenschulden bedienen müssen, wird die Frage nach der Ratenzahlung für das Auto unter Umständen monatlich neu entschieden.

Die Lage in Deutschland

Wie sieht dies hierzulande aus, wie weit sind wir von faulen Krediten entfernt? Wer ein deutsches Autohaus besucht, findet auch dort schneller Finanzierungs- als Kaufangebote. Das Bild sowohl in den Autohäusern als auch auf unseren Straßen hat sich in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren deutlich gewandelt. Der Autokauf mit Ratenzahlung gehört schon fast zum guten Ton.

Bleibt zu hoffen, dass die dahinterstehenden Banken ihre Aufgabe gründlich erfüllen, indem sie eben nicht nur Geld vorstrecken, sondern vorher ihre Kreditnehmer ausgiebig unter die Lupe nehmen. Die deutsche Autobranche hat schließlich schon genug Sorgen.

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