28. Januar 2019

Stürmische Zeiten: Das Wetter und die Kreditversicherung

Vom Turbosommer zum Schneechaos: Kaum ein Thema beherrscht(e) die Schlagzeilen der vergangenen Monate so sehr wie das Wetter. Und von Anfang beschäftigte sich zumindest die Wirtschaftspresse auch mit den Auswirkungen der Klimaverhältnisse. Wie brisant die Wetterkapriolen für die Weltwirtschaft sind, zeigt uns der gerade veröffentlichte Global Risk Report des World Economic Forum (WEF): Auf Platz 1 bis 3 der am wahrscheinlichsten eintretenden Risiken stehen extreme Wetterereignisse, Versagen im Kampf gegen den Klimawandel, Naturkatastrophen. Das WEF in Davos machte den Klimaschutz folgerichtig zu einem zentralen Thema, verstärkt nicht zuletzt auch durch die Schwedin Greta Thunberg.

Die Bevölkerung und auch viele Unternehmen indes interessierte sich bislang vor allem für praktische Fragen – wie überstehen wir den Bürotag bei mehr als 30 Grad im Schatten, wo gibt es noch Ventilatoren und wo Schneeschieber zu kaufen, wie schaffe ich es aus dem Urlaubsort heraus, bevor ich eingeschneit bin? Dabei sind extreme Wetterbedingungen immer ein Risikofaktor für Forderungsausfälle – der jedoch durch eine Warenkreditversicherung abgedeckt werden kann. Wie stark das Wetter die Wirtschaft beeinflussen kann, hat der extrem lange, heiße und trockene Sommer des Jahres 2018 deutlich gezeigt. Was nützen denn beispielsweise klimatisierte Werkhallen und Einkaufscenter, wenn die Menschen bei anhaltender Hitze keine Lust auf Stadtbummel und Shopping haben? Wenn sie wegen der hohen Waldbrandgefahr nur selten grillen (dürfen)?

Von Kleidung, Kaffee und Kuchen …

Trotz deutlichen Wirtschaftswachstums in Deutschland und in weiten Teilen Europas hatten es einige Branchen in dieser Zeit deutlich schwerer als üblich. Zu den größten Verlierern gehört die Modebranche. Seit Jahren ist sie insbesondere durch den Onlinehandel, die einhergehenden sinkenden Umsätze und Margen ohnehin stark gebeutelt, schon vor dem Sommer waren einige Unternehmen angezählt. In sehr kurzen Zyklen werfen die großen Modehersteller ihre Kollektionen auf den Markt – und sind darauf angewiesen, dass Shoppingfans regelmäßig in den Geschäften vorbeikommen, stöbern, anprobieren, kaufen.

Viele Kundinnen und Kunden zogen aber offenbar das Freibad aber der Innenstadt vor, mehr als 10 Prozent weniger Besucher in den Läden sprechen eine deutliche Sprache. Doch auch wer von seinen Kunden keine persönliche Anwesenheit, sondern „nur ein paar Klicks“ erhofft, musste 2018 mit Enttäuschungen leben. Denn auch die Fashionstores im Netz spürten Umsatzrückgänge. Zalando beispielsweise musste Gewinnwarnungen veröffentlichen, der Aktionkurs ging in die Knie. Branchenweit liegt zu viel unverkaufte Ware in den Lagern, kostet Geld und schrumpft den Ertrag, während sich das Karussell neuer Trends und Schnitte etwa auf der gerade beendeten Berliner Fashion Week rasant weiterdreht. Wir, die VIA Delcredere GmbH, rechnen mit einigen Insolvenzen innerhalb dieser Branche.

Modebranche Zalando Umsatz Aktie
Die Zalando-Aktie verlor knapp die Hälfte ihres Wertes. Auch andere Modehäuser haben anhaltende Probleme. Die Branche verzeichnet im dritten Jahr in Folge einen Umsatzrückgang von 2 %, meldet Textilwirtschaft.de (PDF).

Und der Sommer zog noch mehr in Mitleidenschaft – auch wenn die Gesamteinzelhandelsumsätze inklusive der Onlineumsätze dank positiver Konjunktur in Deutschland im vergangenen Jahr noch einmal deutlich steigen konnten. Denn wenn weniger Menschen durch die Fußgängerzonen bummeln, um nach Shirts und Sandalen Ausschau zu halten, dann haben auch die Buch- und Spielzeughändler, die Deko- und Elektronikläden oder die Cafés und Bäckereien weniger Kundschaft. Oder hatten Sie Lust, bei Temperaturen von 30 Grad und mehr einkaufen zu gehen?

… über Haus und Garten …

Wer nicht gerade Klimageräte, Getränke, Eis, Ventilatoren oder Planschbecken verkaufte, hat seine Vorjahresergebnisse des Sommers 2017 weit verfehlt. Im Bereich DIY – Do it Yourself, dem Baumarktsegment also – konnten viele Bau- und Hilfsstoffe nicht verkauft werden, für die drei Sommermonate ist bei vielen Unternehmen ein Umsatzrückgang zu beobachten. Dieser nicht getätigter Umsatz geht der Branche komplett verloren. Viele der Hobbybastler, die sonst den Sommer für private Bauprojekte nutzen, hatten schlichtweg keine Ambitionen, bei 30 Grad Schlitze zu klopfen, Tapeten abzureißen oder die Einfahrt neu zu pflastern. Dabei hatte bereits der verregnete, nasse März der Branchen einen Umsatzrückgang eingebracht: minus 17 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat.

Auch Möbelhäuser waren verwaist, die Branche verzeichnet 2 % weniger Umsatz als Vorjahr und macht unter anderem den ausgesprochen langen Sommer verantwortlich, wie Thomas Grothkopp vom Handelsverband Möbel und Küchen vergangene Woche in Köln anlässlich der weltgrößten Möbelmesse IMM verlauten ließ. Weitere Gründe: Wegen der hohen Immobilienpreise – ob gemietet oder gekauft – müssen die Menschen ohnehin mehr zum Wohnen ausgeben und dann an der Einrichtung sparen. Außerdem habe sich die Branche mit unübersichtlichen Rabattaktionen selbst einen Imageschaden zugefügt.

… zu Landwirtschaft und Industrie

Dass das Wetter 2019 „besser“ wird, wünschen sich nicht nur Einzelhandel und Gastronomie. Bei der aktuell stattfindenden Grünen Woche finden beispielsweise die Bauern deutliche Worte: Getreide, Mais und Kartoffeln wuchsen im Jahrhundertsommer schlechter, Tiermastbetriebe litten in der Folge unter steigenden Futterpreisen, Milchbauern klagten, dass die Kühe im Sommer deutlich weniger Milch gaben. Entstandene Einbußen lassen sich wegen des starken Preiskampfs im Lebensmittelmarkt wiederum nicht genügend an den Markt weitergeben. „Betriebe, egal ob Ackerbau oder Viehhaltung, sind hart getroffen, sie brauchen zügig eine Unterstützung, damit sie liquide bleiben und Insolvenzen vermieden werden können“, ließ Bauernpräsident Joachim Rukwied bereits im August wissen – Bund und Länder reagierten mit einer Soforthilfe in Höhe von 340 Millionen Euro.

Sommer Wetterstatistik
Sehr trockene oder sehr sonnige Sommer gab es natürlich schon häufiger. Im Jahr 2018 aber kam alles zusammen: Extremwerte bei Temperaturen und Sonnenscheindauer kombiniert mit zu wenig Niederschlag.

Die Trockenheit des Sommers erhöhte auch die Kraftstoffpreise. Wegen des niedrigen Wasserstands des Rheins konnten die schweren Tankschiffe den Fluss nicht mehr oder nur mit geringerer Ladung passieren, die Raffinerien mussten ihre Produktion drosseln. In der Folge erhielten nicht nur die chemische Industrie, sondern auch die Tankstellen landauf und landab weniger Benzin und Diesel. Der logistische Aufwand, den Sprit etwa aus dem Norden Deutschlands an eine Tankstelle im Rheinland zu bringen, hat sich in dieser Zeit deutlich erhöht. Das trieb die Preise nach oben: 20 Cent pro Liter mehr mussten teilweise die Aachener Tankstellenkunden gegenüber denen in Hamburg zahlen.

Bitter, aber noch machbar. Deutlich fataler ist es, wenn Unternehmen für ihre Produktion auf Rohstoffe angewiesen sind. Fällt die Lieferung aus, droht ein Produktionsstopp – und damit auch der Umsatz. Wie lange kann ein Unternehmen ohne Einnahmen wohl seine Rechnungen rechtzeitig zahlen?

Verhagelte Bilanzen

Jetzt, zu Jahresbeginn 2019, wo der Rhein längst wieder voller Wasser und die Felder abgeerntet und gut durchnässt sind, haben die allermeisten Unternehmen einen Strich unter den vergangenen Sommer gezogen. Sie haben einmal mehr gelernt, wie viel Macht im Faktor Wetter steckt. Wie unberechenbar dieser Risikofaktor ist, der nicht berechenbar wird, so intensiv man auch die Zahlen und das Zahlungsverhalten seiner Kunden und Geschäftspartner studiert. Wetter- und Klimabedingungen laufen außerhalb – und können aber dennoch abgesichert werden. Die Kreditversicherung hilft Ihnen, Ihre Forderungsausfälle zu verringern und im Notfall Schäden auszugleichen.

Und dass wir möglicherweise auf weiterhin schwierige Wetterbedingungen zusteuern, zeigen die enormen Niederschlagsmengen, die in den Alpen und den Mittelgebirgen als Schnee zuletzt vom Himmel fielen. Und die mit den ersten Frühlingstagen dann als Tauwasser ihren Weg durch die Flüsse nehmen müssen – hoffentlich ohne negative Begleiterscheinungen.

Sorgen Sie für Absicherung – fragen Sie unsere Experten für Kreditversicherung und Factoring.

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