7. Januar 2019

Kreditversicherung: Was war 2018 – und was wird uns 2019 (weiter) beschäftigen?

Auf Wachstum angelegt und von Wachstum abhängig: Das ist das globale Wirtschafts- und Finanzsystem. Doch was passiert, wenn in Zeiten von politischer und wirtschaftlicher Abschottung weniger Geschäfte gemacht werden können? Oder wenn die Menschen weniger konsumieren? Wenn die Zinswende Kredite verteuert? Unser Blick als Kreditversicherungsmakler auf das, was war – und das, was kommt.

Steigende Insolvenzen

Auf deutsche Unternehmen bewege sich eine Pleitewelle zu, ließ bereits Mitte Dezember 2018 der der Insolvenzverwalter Lucas Flöther im Namen des Gravenbrucher Kreises die dpa wissen. Besonders gefährdet seien Automobilzulieferer, der Handel und Firmen aus dem Osten Deutschlands. Der Mittvierziger Flöther ist in Leipzig geboren, zu seinen „Kunden“ gehörten das Reiseunternehmen Unister, das Fahrradwerk MIFA sowie Air Berlin. Ein Experte, der sowohl die Region als auch die betreffenden Branchen kennt – und dessen Einschätzung daher ernst genommen werden muss.

Während der Online-Handel auch vergangenen Jahr wuchs, bleiben die Probleme im stationären Einzelhandel und den deutschen Innenstädten, wie hier in Aachen, bestehen. Foto: VIA Delcredere GmbH, 2019.

Auch wir warnten bereits hier im VIA-Blog vor dieser Entwicklung, für die (nicht nur) wir im Wesentlichen die Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre verantwortlich machen. Wer sich zuletzt nur durch Kredite, nicht aber durch ein rentables, zukunftsfähiges Geschäftsmodell durchbringen konnte, wird 2019 deutliche Schwierigkeiten bekommen oder in die Insolvenz geraten. Und, das ist die noch größere Bedrohung: andere Unternehmen mitreißen.

305.000 Unternehmen seien es, die bereits mit erhöhtem Insolvenzrisiko ins neue Jahr starten, konstatierte nun auch Crif Bürgel, davon überdurchschnittlich viele in Sachsen und Sachsen-Anhalt. In beiden Bundesländern wird 2019 ein neuer Landtag gewählt, ebenso in Thüringen sowie in Bremen (Bürgerschaftswahl). Diese Wahlen wiederum sorgen erfahrungsgemäß eher nicht für sachorientierte Entscheidungen der Parlamente, sondern eher für auf kurzfristige Effekte zielendes Politikmachen, das sich bis auf Bundesebene zieht.

Große und kleine Baustellen

Dabei ist die To-Do-Liste für die Legislative lang: der (fehlende) Netzausbau und ein klares Bekenntnis zur Digitalisierung, der Pflegenotstand, steigende Mieten verbunden mit Wohnraummangel in den Ballungsräumen. Fachkräftemangel, der viele Unternehmen in ihrem Wachstum hindert. Ein Kümmern um das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – den Mittelstand, insbesondere die Exportunternehmen, die seit dem Protektionismus wichtiger Handelspartner in ständiger Unsicherheit agieren müssen. „Dem deutschen Exportmodell droht das Ende“, kommentiert aktuell Spiegel Online und verweist auf andere Länder, in denen das produzierende Gewerbe anders als hierzulande schon längst keine zentrale Rolle mehr spielt.

Betrachten wir die Innovationen der vergangenen zwanzig Jahre, ist die Sorge begründet. Statt um physische geht es der globalen Wirtschaft um geistige Produkte: Um Kompetenzen und Ideen, um Plattformen und Daten. Die wichtigste Suchmaschine, der erfolgreichste Online-Shop, das bekannteste Elektroauto, das bis heute erfolgreichste Smartphone? Alles aus den USA, alles technologiegetrieben. Doch statt etwa die Schul- und Ausbildung stärker auf MINT-Fächer zu fokussieren und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, finden Schüler hierzulande nicht einmal intakte Toiletten vor. Und während das aktuell größte Wachstumsfeld der Digitalisierung – die Künstliche Intelligenz – ebenfalls im Silicon Valley und zunehmend in China ausgerollt wird, liest man in Deutschland Bücher, die in erster Linie Angst vor Daten(-analyse) machen.

Verringerte Drehzahl

Wir haben doch den Mittelstand, hört man Jahr für Jahr. Und es stimmt: Es sind die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen, die unsere Wirtschaft antreiben. Deren Ideen sehr häufig Weltklasse sind, die enorm innovativ arbeiten, in den Städten und auf dem Land. Davon können wir VIA-Kollegen uns selbst immer wieder überzeugen, wenn wir unsere Klienten besuchen. Doch auch sie sind von der sie umgebenden Infrastruktur, dem Angebot an Fachkräften und den Regeln und Entwicklungen des Welthandels abhängig. Mit den USA schottet sich aber seit 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands bewusst ab. Mit dem Brexit reißt wohl Ende März 2019 eine Kluft zwischen dem europäischen Festland und der britischen Insel, die sich so schnell nicht mehr überwinden lassen wird. In der Türkei sorgen uns Währungsverluste und politische Unebenheiten, und in Italien schwelt seit Monaten eine Schuldenkrise. Der erste Kreditversicherer hat bereits im Dezember damit begonnen, sein Engagement in Italien zu überprüfen und wird Anpassungen vornehmen.

Unverwundbar ist auch die deutsche Wirtschaft nicht – das sehen wir an der Automobilindustrie, der nichts und niemand etwas anhaben zu können schien. Bis das Dieselgate für hohe Strafzahlungen und massive Imageschäden sorgte und nun auch die Nachfrage aus anderen Ländern sinkt. Der Großabnehmer der vergangenen Jahre, China, meldet einen gesunkenen Bedarf an Neuwagen. In vielen europäischen Ländern verringern höhere Abgasvorschriften bis hin zur gesetzlich verordneten Abkehr vom Verbrennungsmotor die Lust auf den Autokauf. Dazu kommt die fortschreitende Entwicklung und Verbreitung von Autos mit Elektroantrieb. Diese lassen sich schlichtweg mit weniger Bauteilen konstruieren und zusammensetzen – und machen damit einige Produkte von Zulieferern überflüssig. Sogar im Vorzeigemarkt Maschinen- und Anlagenbau rechnet man mit einem geringeren Wachstum von real 2 Prozent. Bei einer Exportquote von 80 Prozent wirke sich das langsamere Tempo der Weltwirtschaft aus, so der Verband VDMA.

Richtig absichern mit der VIA

Versicherer bleiben auch 2019 in ihrer wichtigsten Funktion gefordert: Als Lotse. Eine gute Police springt nicht nur im Schadenfall ein, sie beobachtet bereits vorab Märkte und Branchen, warnt vor riskanten Geschäften und verhindert damit aktiv Forderungsausfälle. Es freut uns, dass wir Ihnen mit unserer 72-Stunden-Indikation nun noch schneller Angebote unterbreiten können. Zur Liquiditätssicherung kann auch Factoring gehören. Auch hierfür liefern wir Ihnen zügig eine Übersicht über die wichtigsten Anbieter und die Auswirkung von Factoring auf Ihre Bilanz. Vertrauen Sie auf die Expertise Ihres Fachmaklers, der VIA Delcredere GmbH. Hinter unserem Namen stehen rund 200 Jahre Berufserfahrung für die Absicherung Ihrer Forderung – verlassen Sie sich darauf!

Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen ein chancenreiches, erfolgreiches und gut abgesichertes Jahr 2019 – natürlich informieren wir Sie auch in diesem Jahr über alle entscheidenden Entwicklungen aus der Welt der Wirtschaft.

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