17. Juli 2015

Factoringmarkt vor dem Umbruch

Der Factoringmarkt steht vor einer Konsolidierung: Aktuell sollen einige Factoringgesellschaften oder ihre Mütter verkauft werden.

Beginnen wir hierzulande: Die Deutsche Leasing AG (DL) – unangefochtener Marktführer im herstellerunabhängigen Leasinggeschäft – will ihre Marktposition im Bereich Factoring weiter ausbauen. Die Strategie heißt Zukauf – nämlich der in Bremen ansässigen Deutschen Factoring Bank. Das gab das Unternehmen in einer Presseerklärung bekannt.

(Einige) Marktteilnehmer

Erst vor drei Jahren, im Juni 2012, schluckte die Deutsche Leasing AG das Factoringgeschäft der WestLB, die Universal Factoring (UFG). Ein auf der Hand liegendes Geschäft, schließlich richtete sich die UFG genau wie die DL vornehmlich an Sparkassenkunden. Zudem sind Leasingkunden auch potenzielle Factoringkunden – ein vielversprechender Synergieeffekt, der sich offenbar bezahlt gemacht hat und sogar weitere Wachstumswünsche zulässt.

Vorbehaltlich der Zustimmung von Bundesbank, Bafin und Kartellbehörden sollen nun also die Deutsche Factoring Bank und die UFG zu einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenfließen. Diese bleibt – wie auch die Deutsche Leasing AG selbst – Bestandteil der Sparkassengruppe. Offen ist, ob auch die noch unabhängigen Sparkassen-Töchter SüdFactoring und S-Factoring eingegliedert werden sollen. Bei weiterer Bündelung wird die Marktmacht in jedem Fall noch größer – eine Kampfansage für Wettbewerber wie etwa die PB Factoring.

Auch PB Factoring bringt einen Bankenhintergrund mit: Gegründet als DHL-Tochter ist die Postbank Factoring im Jahr 2010 an die Deutsche Bank übergegangen. Mit 37 Milliarden Euro Factoringumsatz im Jahr 2014 (Quelle: Jahresabschluss / Bundesanzeiger) ist sie zweitstärkste Kraft am Markt. Gute Vorzeichen, wenn da nicht die Ankündigung der Deutschen Bank wäre, die Postbankgruppe bis Ende 2016 wieder abzustoßen.

Bleibt der Branchenprimus GE Capital Bank AG. Mit rund 47 Milliarden Euro Factoringumsatz könnte man die Tochter des Multikonzerns GE fest im Sattel vermuten, zumal man sich laut Geschäftsbericht auch für 2015 Wachstum prognostiziert. Doch auch GE bewegt sich: Die US-amerikanische Factoringtochter wurde bereits verkauft. Genauso wie deren Wettbewerber Hawk Finance: im Juni 2015 verkauft an Factoring Plus. Und es halten sich weitere Gerüchte über Verkäufe und Fusionierungen. Auch international ist der Markt also in Bewegung.

Der Factoringmarkt  Die Zeichen stehen auf Wachstum
Der Factoringmarkt: Die Zeichen stehen auf Wachstum. Grafik: Deutscher Factoring-Verband e.V.

Steigende Umsätze, aber nicht immer profitabel

Dieser Ver- und Ankaufsreigen geschieht nicht ohne Grund. Die Wachtumsraten im Factoringmarkt sind nach wie vor positiv. Bei der großen Anzahl der Anbieter kann das Geschäft aber nicht für alle profitabel sein, erst recht, seitdem einige Großbanken auf den deutschen Markt expandierten und den Wettbewerb damit verschärften. Zudem lassen die Minizinsen die Margen der Anbieter sinken. Und: die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliert seit 2009 zunehmend die Branche – denn seit der Einführung der Erlaubnispflicht müssen Factoringangebote vorab schriftlich durch das Amt genehmigt werden.

„Die Factoring-Branche befindet sich aktuell in aufregenden Zeiten“, bestätigt uns auch Dr. Alexander Moseschus vom Deutschen Factoring-Verband. „Etliche M&A-Prozesse bewegen derzeit die Branche und die Presse; die BaFin-Zulassungszahlen sinken, gleichzeitig entdecken ausländische Firmen den deutschen Factoring-Markt.“

Was bedeutet das nun für Factoringnehmer – für die Unternehmen also, die Ihre Forderungen verkaufen wollen? Naturgemäß ist ihnen eine gewisse Konstanz und Sicherheit bei ihren hoch sensiblen Finanzierungsgeschäften wichtig. Natürlich bringen Eigentümerwechsel immer Risiken mit sich. Schließlich können sich die Unternehmenspolitik, einzelne Produkte und/oder einfach die bislang gewohnten Abläufe ändern.

Konsequenzen für Factoringnehmer?

Auch unsere Kunden sind vermehrt von bevorstehenden Eigentumswechseln und Verkaufsgerüchten ihrer Finanzdienstleister aufgeschreckt. Umso positiver ist es zu bewerten, wenn es ein Unternehmen wie z.B. die Factoring Plus – ein duch den Mehrheitsgesellschafter geführtes Unternehmen – ganz klar Stellung bezieht und jegliche Unruhe beim Kunden direkt im Keim erstickt: „Die Integration des Factoring-Geschäfts der Hawk bietet uns und unseren Kunden den Vorteil einer weiterhin sehr stabilen Unternehmenspolitik“, erklärt uns der Gründer und Vorstand Thomas Rohe. „Hawk hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt – und wir werden strategisch alles so ausrichten, dass es sowohl für Hawk- als auch für Factoring Plus-Kunden so weitergeht.“

Grundsätzlich erwarten wir, dass sich auch durch Eigentümerwechsel in der Unternehmenspolitik der Factoringanbieter zunächst nichts ändern wird. Und: Wir halten für Sie und unsere Kunden die Factoringpartner im Auge, um bei strukturellen Veränderungen rechtzeitig agieren zu können – etwa, um durch eine Ausschreibung die Sicherheit wieder zu erlangen, die Factoring braucht. Gerne unterstützen wir Sie bei der Auswahl des richtigen Factoringpartners und der Kommunikation mit diesem.

Sie wollen wissen, was Factoring kostet? Bedingungen und Kalkulationsgrundlage eines Factoringvertrages haben wir Ihnen hier erläutert.

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