17. Juli 2013

Exportierende Unternehmen sollten politisches Risiko mitversichern

Deutschland ist Exportland: Im Wert von knapp 1,1 Billionen Euro flossen im vergangenen Jahr Waren ins Ausland – so viel wie nie zuvor. Unter den wichtigsten Handelspartnern sind dabei auch Länder mit wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten. Was Unternehmen beachten sollten.

41,5 Prozent des Umsatzes deutscher Unternehmen wird im Ausland erwirtschaftet – diese so genannte Exportquote hat sich in den vergangenen 20 Jahren fast verdoppelt. Traditionell wichtige Handelspartner sind die USA, Frankreich und Großbritannien sowie weitere wirtschaftlich und politisch stabile Staaten vorrangig Europas. Zunehmend liefern die Unternehmen jedoch auch an Schwellenländer: China kaufte im Jahr 2012 beispielsweise Waren im Wert von 66,6 Millionen Euro und nimmt damit Platz 5 in der Rangfolge der Handelspartner ein.

Gegen Zahlungsunfähigkeit seiner ausländischen Geschäftspartner sichern sich die meisten Unternehmen ab. Was passiert jedoch, wenn diese zahlen können und wollen, es aber beispielsweise aufgrund von Transferbeschränkungen ihres Staates nicht dürfen? So geschehen etwa im April diesen Jahres in Zypern, als die Banken für zwei Wochen geschlossen blieben und Geldflüsse komplett gestoppt wurden. Und was, wenn Staaten bei Abschluss des Geschäfts absolut stabil erscheinen, es aber nicht bleiben? Gerade bei aufwendig hergestellten Erzeugnissen wie etwa des Maschinenbaus liegen häufig mehrere Monate zwischen Geschäftsabschluss und Fälligkeit der Zahlung – ein Zeitraum, in dem auch stabil geglaubte Staaten in Turbulenzen geraten können.

Politische Risiken wie Zahlungsmoratorien – der verordnete Aufschub fälliger Zahlungen – und Transferbeschränkungen, aber auch Zahlungsausfälle durch Kriege, Revolutionen und Unruhen, Naturkatastrophen und den Widerruf von Exportlizenzen können im Rahmen einer Kreditversicherung mitversichert werden. Durch Nachlaufdeckungen und 12 Monate lang geltende Limitentscheidungen berücksichtigen die Versicherer in der Regel auch, dass das Exportgeschäft häufig mehr Zeit braucht. Kommt es zum Zahlungsausfall, übernehmen sie auch Inkassokosten.

Eine stetige Beobachtung des ausländischen Marktes ist unabdingbar, für die meisten Unternehmen im Tagesgeschäft aber kaum zu bewältigen. An diese Stelle treten wir, die VIA Delcredere, gemeinsam mit den Kreditversicherern. Wir prüfen ständig die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen aller Länder und halten exportierende Unternehmen über Risiken auf dem Laufenden.

Im Falle von China, dem stärksten Schwellenland im Exportranking Deutschlands, sehen wir beispielsweise große Chancen für deutsche Unternehmen: Das Land verfügt über hohe Devisenreserven, die es unter anderem zum Aufbau seiner Infrastruktur einsetzt. Kritisch muss man jedoch die zunehmende soziale Ungleichheit sehen, die zu Spannungen führen kann. Hinzu kommen eine Überalterung der Gesellschaft sowie enorme Umweltprobleme.

Demografische Probleme hat auch Russland: Pro Jahr sinkt die Bevölkerungszahl um 800.000. Immer weniger junge Menschen müssen eine enorme Rentenlast aufbringen – und haben damit weniger Geld für Hausbau, Lebensmittel oder privaten Konsum übrig.

Weiteres wichtiges Land für deutsche Exporteure: die Türkei, die im Jahr 2012 Waren im Wert von 20 Millionen Euro von deutschen Unternehmen erwarb. Zwar entwickelt sich am Bosporus die Bevölkerungszahl positiv. Dennoch geriet das Land in den letzten Monaten in politische Turbulenzen, deren Ausgang derzeit noch offen ist. Diese Unsicherheiten sorgten bereits für Kapitalabflüsse in Milliardenhöhe und eine Abwertung der Lira.

Gerade in politisch instabilen Ländern fällt die Risikobewertung nicht immer leicht. Der Versicherungsmarkt unterstützt exportierende Unternehmen jedoch: mit entsprechenden Policen, die im Schadenfall greifen. Und: Mit regelmäßigen und detaillierten Länderinformationen, die einen Zahlungsausfall im besten Fall gleich ganz vermeiden. Insbesondere Branchen mit langen Herstellzeiten und Zahlungszielen wie etwa der Maschinen- und Anlagenbau sollte sich mit den Möglichkeiten einer Absicherung auseinandersetzen.

Wir beraten Sie gern.

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