21. November 2016

Schwellenländer: Welche Probleme lauern auf Investoren und Exporteure?

Die Präsidentschaftswahl hat den andauernden Problemen in den Schwellenländern nur die Krone aufgesetzt. Riskant sind die Geschäfte mit Russland, Brasilien, China und anderen schon längst. Worauf Sie jetzt achten müssen.

Erst im neuen Jahr wird der designierte US-Präsident Donald Trump im Amt sein. Und dennoch erschütterten die Ausläufer der US Election bereits das Weltwirtschaftsgeschehen. Noch am Tag der Bekanntgabe des Wahlergebnisses gingen Kurse und Währungen in den Keller. Und bis heute ist die Unsicherheit riesig: Was kommt auf die USA, was auf die anderen Märkte und den globalen Austausch an Waren und Dienstleistungen zu?

Was bedeutet Trump für die Schwellenländer – und die Unternehmen, die in oder mit ihnen Geschäfte planen?

Verwirklicht Trump seine zahlreichen Wahlkampfankündigungen und riegelt den Milliarden-Dollar-Marktplatz USA stärker ab, hat dies weitreichende Konsequenzen für die Schwellenländer. Denn sie sind es, die eines ihrer wichtigstes Exportländer verlören. Die von Trump geplanten Strafzölle könnten sämtliche Forecasts und Budgets vermiesen, Exportumsätze in den Keller rauschen lassen.

Dabei ist fraglich, ob Slogans und Schlachtrufe aus Wahlkampfzeiten genauso umgesetzt werden. Und – aus Sicht von Wirtschaftsexperten – noch viel entscheidender: Ob dies wirklich alle Emerging Markets treffen wird. Schon lange wird geraten, bei der Entscheidung für Auslandsgeschäfte gründlich und differenziert auf die Marktbedingungen vor Ort zu schauen. Nicht alle über einen Kamm scheren: Eine Binsenweisheit, die Sie sich jetzt, wo das kommende Jahr kaum prognostizierbar scheint, unbedingt zu Herzen nehmen sollten.

Trump ist nicht das einzige Risiko

Denn in jedem einzelnen Land gibt es weitere Faktoren, die zu Erfolg und Scheitern führen:

  • Brasilien: Fußball-WM und Olympia konnten nicht helfen, das Land ächzt seit Jahren unter Rezession, sinkendem Bruttosozialprodukt, mangelnder Infrastruktur und Arbeitslosigkeit. Niedrige Ölpreise und sinkende Nachfrage aus China brachten zudem den Staatshaushalt in Schieflage, die Staatsverschuldung liegt im laufenden Jahr bei rund 70 Prozent. Vor wenigen Tagen erst drangen Demonstranten ins Parlament ein und forderten einen Militärputsch. Von politischer und wirtschaftlicher Stabilität kann hier keine Rede sein.
  • Russland: Milliardenhohe Schulden, nicht genug Devisen, Währungsverluste und immer wieder der sinkende Ölpreis – seit einigen Jahren rechnet die Welt mit einer Pleite des russischen Staatshaushalts. Viel beunruhigender sind jedoch „die Aktivitäten“ in Syrien und der Ukraine.
  • Indien: Einen Tag nach der US-Wahl traf die indische Bevölkerung – rund 1,25 Milliarden Menschen – ein riesiger Schock. Die Regierung hatte über Nacht diverse Banknoten abgewertet. Die am häufigsten genutzten 500- und 1000-Rupien-Scheine gelten fortan als wertlos und sollen umgetauscht werden, neue Scheine jedoch sind schlecht erhältlich, vor den Banken herrscht Chaos. Mit dieser unpopulären Maßnahme will die indische Regierung gegen Schwarzgeldmassen vorgehen, die neuen Scheine sollen zudem fälschungssicherer sein. Aktuell aber haben abertausende Inder kein Bargeld zur Verfügung, um Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Dies ist nur ein Beispiel für Ereignisse, die sich kaum vorhersagen lassen, aber die Marktbedingungen vor Ort grundlegend über den Haufen werfen können.
  • China: 45 % Zoll auf „Made in China“-Produkte – das war eines von Trumps Wahlkampfankündigungen. Der designierte Präsident machte ganz besonders das Reich der Mitte für den Verlust tausender amerikanischer Arbeitsplätze verantwortlich. Aber auch ohne die USA wuchs die chinesische Wirtschaft zuletzt nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Und auch die politische Lage ist mit Vorsicht zu genießen.
Exporte China in die USA
Jahr für Jahr steigende Exporte von China in die USA. Umgekehrt lieferte die USA im Jahr 2015 beispielsweise nur Waren im Wert von 116 Milliarden US-Dollar nach China – ein Defizit von 367 Milliarden Dollar. Quelle: Census.gov
  • Südafrika: Ein Korruptionsskandal um Präsident Zuma (inklusive Misstrauensvotum) und massive soziale Konflikte, vor allem durch die andauernde Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen: Die südafrikanische Bevölkerung sieht sich aktuell mit enormen Turbulenzen konfrontiert. Da gibt nur wenig Sicherheit, dass die Regierung zumindest in die Infrastruktur des Landes investieren will. Auch das Bruttoinlandsprodukt verzeichnet 2016 das fünfte Jahr in Folge geringere Wachstumsraten.

Auch viele unserer Kunden sind in den Schwellenländern aktiv. Trotz teilweise sehr guter Renditeaussichen mussten und müssen sie die Risiken ihrer Geschäfte sachlich und gründlich bewerten. Neben den BRICS-Staaten ist es unter anderem auch die Türkei, bei der nach Jahren des Wirtschaftsbooms inzwischen gilt: „Handle with care“.

Unklare Lage am Bospurus

2016 bescherte uns einige schlaflose Nächte – der unerwartete und schließlich gescheiterte Militärputsch am 15./16. Juli gehört definitiv dazu. Die politischen Risiken nahmen in der Folge weiter zu, derzeit herrscht ein teilweise unberechenbares Rechtssystem, das wiederum zu großen Geldabflüssen aus dem Land führt. Hinzu kommen hohe Kursschwankungen und eine steigende Inflation.

Besser keine Geschäfte mit Schwellenländern?

Schwellenländer locken dennoch mit vielversprechenden, dynamischen Märkten, allein schon wegen des hohen Bevölkerungswachstums. Es warten junge Menschen, auf Ausbildung, Arbeit, Chancen – und schließlich auch Konsum zur Verbesserung ihrer eigenen Lebensumstände.

Wie immer bekommen Sie hohe Renditen aber nur, wenn Sie gleichzeitig ein höheres Risiko in Kauf nehmen. Und vielleicht lässt sich das Risiko nicht hundertprozentig beherrschen. Aber es lässt sich eindämmen – durch stetige, gründliche Information über die Länder und Märkte, mit denen Sie Geschäfte machen wollen. Und durch Absicherung: Eine individuell angepasste Kreditversicherungspolice eignet sich dazu häufig optimal.  Sprechen Sie uns an.

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